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„Lindner? Das kann nicht sein!“

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Kneipenquiz und Gespräche zu Ehren von Friedrich Ebert im Miro Remscheid.

Der erste frei gewählte Reichspräsident und tief überzeugte Sozialdemokrat Friedrich Ebert wäre in diesem Jahr 150 Jahre alt geworden. Aus diesem Grund feierte die Friedrich-Ebert-Stiftung an drei nordrhein-westfälischen Standorten mit einem Kneipenquiz und Gesprächsrunden, zu denen hochrangige Vertreter aus Politik und Zivilgesellschaft eingeladen waren. In Wuppertal, Wesel und Remscheid hatte Ebert im Laufe seines 54-jährigen Lebens gewirkt. Am Freitagabend (18. Juni) machte die Veranstaltung im idyllischen Biergarten vom Miro an der Remscheider Scharffstraße 5 Halt.

Demokratie leben und lebendig halten

Die Begrüßung übernahm Henrike Allendorf, wissenschaftliche Mitarbeiterin der in Bonn ansässigen Friedrich-Ebert-Stiftung, für die weltweit etwa 700 Menschen tätig sind. Ihr lag die geschichtliche Bedeutung Eberts sehr am Herzen. „Er hat unserer Stiftung nicht nur den Namen, sondern auch einen Auftrag mitgegeben: Demokratie leben und lebendig halten.“

PubTalk mit Remscheids Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz, Moderatorin Corinna Schlechtriem und Aktivist Sascha von Gerishem. Foto: Peter Klohs
PubTalk mit Remscheids Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz, Moderatorin Corinna Schlechtriem und Aktivist Sascha von Gerishem. Foto: Peter Klohs

Zentraler Programmpunkt des Abends war eine ausgedehnte Talkrunde, zu der Moderatorin Corinna Schlechtriem den Remscheider Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz und den leidenschaftlich für Demokratie kämpfenden Sascha von Gerishem (u.a. stellvertetender Vorsitzender von Remscheid Tolerant sowie Initiator der Aktion „Muteinander“, die sich dafür einsetzt, das Gewalt, Diskriminierung sowie Rassismus und alle Formen von Antidemokratie keine Zukunft mehr haben.

Mast-Weisz berichtete von den schwierigen Zeiten, die hinter der Stadt Remscheid liegen. „Noch vor einigen Wochen waren wir mit einem Inzidenzwert von 380 Spitzenreiter. Und jetzt bewegen wir uns auf einen stabilen Wert unter 10 ein. Ich bin stolz auf die Stadt.“  Natürlich, gab der Oberbürgermeister zu, habe er auf diesem Weg auch unangenehme Menschen kennen gelernt. Sehr beredt, wie der OB es vermied, den Namen der leider im Remscheider Stadtrat tätigen rechtsextremen Gruppierung auszusprechen. Sascha von Gerishem nahm diesen Punkt gerne auf. „Man muss das Geschwurbel der sogenannten Querdenkenden öffentlich machen“, sagte er. „Die teilen ja auf den sogenannten sozialen Netzwerken erstmal alles, ohne es zu überprüfen. Vielleicht liegt darin auch eine Chance. Auch hier setzt die Arbeit von Remscheid Tolerant an.“

Wie sind Menschen noch erreich- und ansprechbar?

Manche Menschen blieben aber bei aller Mühe für die Politik schwer bis gar nicht erreichbar, konstatierte Mast-Weisz. „Und so sehr ich Facebook und all die anderen Netzwerke auch verfluche, muss man doch feststellen, dass sich dort diese Menschen artikulieren und man sie vielleicht auch nur da packen und – wenn möglich – mitnehmen kann.“

Die Moderatorin stellte die Frage in den Raum, ob (Ober)Bürgermeisterinnen die Probleme möglicherweise bereits gelöst hätten.  Mast-Weisz ging darauf direkt nicht ein („Ach, das weiß ich nicht“) und zog sich mit den etwas pauschalen Aussagen „Ich liebe dieses Amt“ und „Politik muss erreichbar sein“ von dieser Frage zurück.

Im weiteren Diskussionsverlauf wurde der OB deutlicher und stellte neue Ideen für die Stadt in den Vordergrund. „Stellen Sie sich mal vor, es gäbe eine Aktion wie: Tausche Auto gegen ein Fahrrad – und die Stadt würde das finanzieren. Das ist doch eine tolle Idee! Die Menschen müssen doch spüren, dass sie ernstgenommen werden.“ „Die Menschen müssen aber dranbleiben“, ergänzte von Gerishem, „und nicht sofort die Flinte ins Korn werfen, wenn eine Idee mal nicht umgesetzt wird.“ 

Die obligatorischen Fragen aus den Reihen des Publikums beantwortete Mast-Weisz gerne. „Wird das DOC noch umgesetzt?“ Ohne weitere Erklärung gab der OB ein kurzes „Ja“ von sich. Zur möglichen Ansiedlung von Industrie am Erdbeerfeld in Bergisch Born wurde er etwas ausführlicher, jedoch lässt die Quintessenz seiner Äußerung „Wir brauchen die Industrie als Rückgrat“ zu diesem Thema nicht allzuviel Positives erahnen. Abschließend gab es von beiden Talkgästen Dank an den Remscheider Jugendrat, der „eine tolle Arbeit leistet.“

Gemütlich und doch auf Abstand ging es im Miro in der Scharffstraße 5 in Remscheid zu. Foto: Peter Klohs
Gemütlich und doch auf Abstand ging es im Miro in der Scharffstraße 5 in Remscheid zu. Foto: Peter Klohs

PubQuiz von Tom und Darren

Das Quiz. Sechs verschiedene Gruppen, die sich zum Teil schön verrückte Namen gaben („Team Suppengrün“) wetteiferten um die begehrten Siegerbeutel der Friedrich-Ebert-Stiftung. Quiz-Profi Tom Zimmermann moderierte humorvoll die drei Runden á fünf Fragen. Der Ursprung aller Fragen blieb Ebert, die fünfzehn Fragestellungen wurden jedoch gleichsam „modernisiert“ und angepasst. Welche Jubiläen finden noch im Jahr 2021 statt? 100 Jahre unabhängiges Irland? Da scheiterte so Mancher. Wie heißen deutsche Schulen? Geschwister Scholl, Albert Einstein, Anne Frank. Nur einer von den drei Namen war bei den richtigen Antworten. SPD-Forderungen wurden nach Daten sortiert, DAX-Unternehmen anhand von Werbefotos mehr oder weniger erkannt, unkenntlich gemachte Politiker aus der Anonymität gezerrt, Zitate vervollständigt.

Kneipen- äh, Wirtschaftsphilosoph?

Alle Ratenden scheiterten bei der Frage, welcher Spitzenpolitiker im Nebenfach Philosophie studiert hatte. Die Vermutungen reichten von Baerbock bis Bartsch. Tom Zimmermann gab, trotzig fast, die korrekte Antwort: „Christian Lindner“. Ein Mitspieler, der aus Gründen, die nicht hierher gehören, unerkannt bleiben möchte, machte sein Erstaunen mit dem spontanen Ausruf „Das kann nicht sein!“ Luft. Der Abend endete mit zahlreichen privaten Gesprächen und dem einen oder anderen kalten Getränk. Am Ende gewann knapp das Team „Sabine und ich“ mit Stephan Weber ohne Sabine und die Nachrücker Daniel Pilz und Tobias Niebergall.

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