Diakon Rony John organisiert die Sternsinger für die katholische Kirchengemeinde St. Bonaventura und Heilig Kreuz.
Samstagmorgen in der leergeräumten Kirche St. Bonaventura. Es ist kurz vor halb zehn. Vierzig Kinder warten darauf, dass ihr Einsatz als Heilige drei Könige beginnen kann. Einige sitzen still auf den bereitgestellten Bänken, andere wuseln nervös hin und her, wenige quengeln. Diakon Rony John weist in seiner kurzen Ansprache noch einmal auf die Wichtigkeit der Aktion Sternsinger hin und erläutert Einzelheiten der Durchführung. Er segnet die Holzsterne, die Aufkleber, die der besuchten Wohnung oder des Hauses den Segen versprechen und am Ende auch die Sternsinger. Und dann kann es schon losgehen. Es ist kurz vor zehn Uhr.
Ordentliches Pensum für die Sternsinger
Eine Gruppe ist wegen eines Todesfalles ausgefallen und kann nicht mitgehen. Die nun vakanten Straßen und Wege werden auf vorhandene Gruppen verteilt, was sich schwieriger gestaltet, als es sich anhört. Verständlich, wenn man das Pensum der Sternsinger kennt. Nach und nach machen sich vierzehn Sternsingergruppen auf den Weg.
Ich begleite Emil, Leonie und Jelle ein Stück des Weges, den sie zusammen mit den Begleiterinnen Verena Mehl und Ulrike Jacobi zurücklegen. Die Besuche beginnen auf der Albert-Einstein-Straße, nicht weit von H2O entfernt.
Es wird geöffnet, die Sternsinger bitten gesanglich „Kommt mit nach Bethlehem“, sagen die Segenswünsche und bringen den neuen Segensaufkleber an der Wohnungstür an. Das ging ja gut und dauerte etwa fünf Minuten. Ich denke darüber nach, wie lange die Gruppe bei siebzig Adressen, die sie besuchen muss, wohl unterwegs ist. Sicher mehr als sechs oder sieben Stunden, denn die Wege zwischen den Besuchen sind nicht immer klein, und die Straße ist mitunter auch ungewohnt steil.
Die zweite Wohnung ist unter dem Dach, also drei Etagen nach oben, Aufzug Fehlanzeige. Die Tür wird geöffnet, eine Bulldogge wieselt um die Sternsingerbeine und wird gestreichelt. Es klappert und raschelt in der Spendendose. „Wofür sammelt ihr denn?“ fragt höflich eine Frau. Die Kinder wahrheitsgemäß: „Für arme Kinder im Libanon.“ Süßigkeiten wechseln den Besitzer. Sie werden später der Remscheider Tafel übergeben.
Weltweit größte Spendenaktion von Kindern für Kinder
Familie Hilger in der Heinrich-Geißler-Straße erwartet die Sternsinger bereits, lauscht geduldig dem Gesang, der langsam immer sicherer wird und ist gerne bereit, sich mit den drei Königen fotografieren zu lassen.
Eine Frau wollte unbedingt besucht werden, die Tür bleibt jedoch geschlossen. Ulrike Jacobi beschließt, in zehn Minuten noch einmal dort zu klingeln.
Mag sein, dass die Kinder die Witterung ausblenden können, aber ich freue mich jetzt schon auf die heimische Heizung. Kalte Finger erschweren das Schreiben, dickere Socken täten Not. – Die zehn Minuten sind um, und tatsächlich öffnet sich nun die Wohnungstür. Lautes Hallo, die Kinder singen, es raschelt.
Zehn Minuten später und zweihundert Meter weiter öffnet eine junge Frau mit ernstem Gesicht, das während des Gesangs der Kinder immerzu freundlicher wird, bis es beinahe lächelt. Der Aufkleber vom vergangenen Jahr wird rasch vom aktuellen überdeckt. Man trennt sich freundlich. Wieder hat es geraschelt.
„Im Prinzip bleibt das so“, weiß Ulrike Jacobi. „Erfreulich unspektakulär. Die Menschen erwarten uns. Auch wegen des Gesanges der Kinder und der Segenssprüche, viele möchten jedoch auch, dass ihr Haus gesegnet wird.“
Emil, Leonie und Jelle sind zum ersten Mal Sternsinger und voller Freude dabei. Ob das bis zum Abend so bleibt, ist ungewiss. Muskelkater und/oder Heiserkeit drohen. Ich werde es nicht mehr erleben, denn Termine rufen. Dann auf Wiedersehen, vielleicht schon bald.
Alle Sternsingerkinder treffen sich am 26. Januar 2020 wieder. Dann gibt es eine Danke-Schön-Veranstaltung der Gemeinde.