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Remscheid

Ein starkes und wichtiges Zeichen für Frieden, Respekt und Toleranz

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Zur Mahnwache für die unschuldigen Opfer des terroristischen Anschlags eines Rechtsextremen in Hanau und gegen Rassismus kommen 700 Remscheider*innen zum Remscheider Rathaus.

Die Mahnwache gegen Menschenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz und zum Gedenken der vom rechten Terror betroffenen Opfer in Hanau am Sonntagabend auf dem Remscheider Rathausplatz stand lange auf der Kippe: Zu mächtig die Windböen, zu durchdringend der Regen. Soll man ins Foyer des Rathauses ausweichen? Dann gibt es unter Umständen Platzprobleme. Also ständiges checken des Wetters, kritische Blicke in den Himmel, Vorhersagen abwarten. Gegen 18 Uhr – so die Wetterdienste – sollte es sich deutlich beruhigen. Die Verantwortlichen des Remscheider Aktionsbündnisses Remscheid Tolerant entschieden sich für die Durchführung der Mahnwache. Und – wie sich zeigen sollte – das war eine gute, richtige und nötige Entscheidung.

 Gut 700 Menschen zeigen Flagge für Respekt und gegen Rassismus

Denn etwa 700 Remscheiderinnen und Remscheider folgten der Einladung von Remscheid Tolerant, trotzten der gefühlten Kälte, missachteten einige noch sehr ungemütliche Sturmböen und versammelten sich friedlich vor dem Eingang des Rathauses.

Anne Marie Faßbender wünscht sich mehr Zivilcourage, wenn man Rassismus in der Öffentlichkeit begegnet. Foto: Peter Klohs
Anne Marie Faßbender wünscht sich mehr Zivilcourage, wenn man Rassismus in der Öffentlichkeit begegnet. Foto: Peter Klohs

Die Vorsitzende von Remscheid Tolerant, Anne Marie Faßbender, Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz, der Journalist Horst Kläuser, Alexa Bell, OB-Kandidatin der CDU für die Kommunalwahl im September, Christine Krupp, Vorsitzende der Remscheider Sozialdemokraten, die Sprecherin der Ratsfraktion der Grünen, Beatrice Schlieper, Fritz Beinersdorf, Vorsitzender der Remscheider „Die Linke“ als auch der stellvertretende Vorsitzende von Remscheid Tolerant, Sascha von Gerishem, gedachten in ihren Reden der sinnlosen Opfern von Hanau und betonten deutlich die Wichtigkeit jedes Einzelnen, sich den Auswüchsen rechtsnationaler Tendenzen, jeder Art von Ausgrenzung und Rassismus auch im Alltag zu widersetzen und sich für ein friedliches und sinnvolles Miteinander aller Kulturen und Menschen einzusetzen. In Remscheid leben Menschen aus 120 unterschiedlichen Nationen.

Fritz Beinersdorf, Fraktionsvorsitzender von Die Linke in Remscheid. Foto: Peter Klohs
Fritz Beinersdorf, Fraktionsvorsitzender von Die Linke in Remscheid. Foto: Peter Klohs

„Genau so wenig wie ich braune Flecken auf der Hose mag, mag ich braune Leute im Rat.“

Die 700 Remscheider*innen hörten bewegende Reden, schwiegen eine Minute lang in Gedenken an die Hanauer Opfer und freuten sich jubelnd und lachend, als es kurzfristig den Eindruck hatte, die AfD würde den Einzug in den Hamburger Senat nicht schaffen (was sich dann später leider nicht bestätigte). Burkhard Mast-Weisz äußerte – wie alle Mitredner – sein Entsetzen über die Morde von Hanau. Ebenso geschockt zeigte sich der Oberbürgermeister über die Reaktionen dazu aus der rechten Ecke des politischen Spektrums. „Da wird hemmungslos relativiert und der Täter als lediglich geisteskrank bezeichnet. Verbindungen zu rechten und faschistoiden Strömungen werden vehement bestritten. Deutlich ist aber: Wer täglich gegen Menschen anderer Herkunft, anderer Religion, anderer Lebensausrichtung hetzt, der ist mitverantwortlich dafür, was in Hanau geschehen ist.“ Die Rede des Oberbürgermeisters wurde mehrfach durch bestätigenden und heftigen Beifall unterbrochen. Einhelliges Kopfschütteln und ungläubige Gesichter rief sein Bericht hervor, der Rechtsanwalt einer extremen rechten Partei, die auch im Remscheider Stadtrat ihr Unwesen treibt, habe ihn aufgefordert, die „Respekt“-Schilder am und im Rathaus zu entfernen. Mast-Weisz‘ Antwort: „Natürlich bleiben die Schilder hängen. Genau so wenig wie ich braune Flecken auf der Hose mag, mag ich braune Leute im Rat.“ Heftiger Beifall folgte. Hier und da auch Tipps von den Besuchern: „Die Schilder verdoppeln! In Anzahl und Größe!“ Passenderweise hatte sich Remscheid Tolerant auf seiner Jahreshauptversammlung schon dafür ausgesprochen, weiter Respekt-Schilder für Remscheid zu besorgen.

Worte mit Nachhall von Horst Kläuser. Foto: Peter Klohs

„Wir sind doch Freunde, wir sind doch Freunde – Freunde verbrennt man doch nicht.“

Journalist Horst Kläuser zeigte ebenso deutlich, was er von fremdenfeindlichen Tendenzen und Rassismus hält: Weniger als Nichts! In einer bewegenden und emotionalen Rede zeigte Kläuser auf, was ihn dazu bewogen hatte, diese Mahnwache zu unterstützen. „Ich sehe uns“, rief er den versammelten Bürger*innen zu, „und ich meine das durchaus pathetisch: als eine Familie. Und wir lassen uns verdammt noch mal nicht auseinander dividieren.“

Der Wind hatte sich gelegt, als die Veranstaltung mit dem Niederlegen von Blumen und Kerzen am Eingang des Rathauses zu Ende ging. Auch der Regen hatte ein Einsehen. Wenn es einen Wettergott gegen sollte, ist er sicher ein Unterstützer von Remscheid Tolerant. Und unter uns: Jeder Beistand ist uns willkommen!

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