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Recycling-Lüge bei Getränkekartons

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Deutsche Umwelthilfe fordert Pfand für klimaschädliche Einwegverpackung von Tetra Pak und Co.: Neue Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe widerlegen umweltfreundliches Image von Getränkekartons mit mickriger Recyclingquote von rund 30 Prozent. Verbundverpackung aus Plastik, Aluminium und Neupapierfasern ist klimaschädliche Einwegverpackung und landet wegen Pfandbefreiung oft in der Umwelt. DUH fordert Einwegpfand auf Getränkekartons und eine ehrliche Recyclingquote, die nur das tatsächlich recycelte Material berücksichtigt.

Neue Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) entlarven die Recyclingquote für Getränkekartons von rund 76 Prozent als falsch. Tatsächlich werden nur rund 30 Prozent der Getränkekartons in Deutschland recycelt. Die DUH kritisiert die massive Täuschung von Verbraucherinnen und Verbrauchern seitens der Einwegindustrie mit vermeintlich umweltfreundlichen Getränkekartons. Weil die komplizierte und schwer recyclebare Verbundverpackung aus Plastik, Aluminium und Neupapier unbepfandet ist, landet sie zudem oft in der Umwelt. Die DUH fordert deshalb Umweltministerin Svenja Schulze auf, auch Getränkekartons mit Pfand zu belegen. Die Rücknahme von Getränkekartons an bestehenden Pfandrücknahmeautomaten im Handel ist technisch problemlos umsetzbar.

Getränkekartons wachsen nicht an Bäumen, sie zerstören als Plastik-Mogelverpackung unser Klima.

Barbara Metz, Stv. Bundesgeschäftsführerin Deutsche Umwelthilfe

„Getränkekartons wachsen nicht an Bäumen, sie zerstören als Plastik-Mogelverpackung unser Klima. Durch das miserable Recyclingergebnis von nur rund 30 Prozent verschlechtert sich die Ressourcen- und Klimabilanz des Getränke-Plastikkartons im Vergleich zu den Behauptungen der Industrie erheblich. Es landen von vorneherein rund vierzig Prozent der Verbundverpackungen gar nicht zum Recycling im gelben Sack, sondern im Restmüll, der Papiertonne oder der Umwelt. Umweltministerin Schulze muss Getränkekartons deshalb mit einem Einwegpfand von 25 Cent belegen. Nur so lassen sich die niedrige Sammelmenge und Recyclingquote steigern. Am besten ist es jedoch, ganz auf umweltbelastende Getränkekartons zu verzichten und stattdessen regionale Mehrwegflaschen zu nutzen. Der umweltfreundliche Getränkekarton ist ein Märchen“, sagt die Stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.

Getränkekartons sind in den letzten Jahren deutlich unökologischer geworden: Der Papierfaseranteil hat abgenommen, der Plastikanteil ist gestiegen und in den letzten 20 Jahren sind die Verbundverpackungen um 35 Prozent schwerer geworden. Getränkekartons werden nur an wenigen Standorten abgefüllt und über lange Strecken bundesweit vertrieben.

Getränkekartons stehen in starkem Widerspruch zu ihrem umweltfreundlichen Image.

Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft Deutsche Umwelthilfe

„Getränkekartons stehen in starkem Widerspruch zu ihrem umweltfreundlichen Image. Tetra Pak bietet Getränkekartonmodelle mit einem Anteil von mehr als 50 Prozent Kunststoff an und behauptet trotzdem ‚auf dem Weg zur nachhaltigsten Lebensmittelverpackung‘ zu sein. Diese Mogelverpackung hat den Namen Kartonverpackung nicht verdient. Vielmehr handelt es sich um Plastikflaschen 2.0. Komplett aus Kunststoff bestehende Oberteile, langstielige Ausgusshilfen oder überdimensionierte Schraubverschlüsse belegen die zunehmende Plastifizierung der kurzlebigen Einwegverpackung. Umweltbewusste Verbraucherinnen und Verbraucher sollten einen weiten Bogen um Getränke-Plastikkartons machen“, so Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft bei der DUH.

Die offizielle Berechnung von Recyclingquoten ist bislang extrem irreführend. Es zählt nicht, was an wiedereinsetzbaren Stoffen aus einer Verwertungsanlage rauskommt, sondern lediglich das, was reingeht. Restanhaftungen, Fremdmaterialien, Feuchte und auch Materialverluste beim Recyclingprozess bleiben so unberücksichtigt. Deshalb liegen reale und offiziell errechnete Recyclingquote häufig weit auseinander. Die Berechnung der Recyclingquoten darf Lobbyisten der Einwegindustrie bei der Vortäuschung falscher Tatsachen keinen Vorschub leisten. Recyclingquoten sollten ehrlich berechnet werden und nur die Stoffe berücksichtigen, die auch tatsächlich am Ende des Recyclingprozesses wieder genutzt werden können.

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