Strukturwandel in der Landwirtschaft hält an: Anteil der Ökofläche steigt auf 9,6 Prozent.
Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland ist seit der vorangegangenen Landwirtschaftszählung 2010 um 12 % auf 263 500 Betriebe gesunken. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche blieb mit 16,6 Millionen Hektar nahezu konstant (-1 %). Die durchschnittliche Größe der Betriebe lag 2020 damit bei 63 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche je Betrieb, das waren 13 % mehr als vor zehn Jahren, als ein Betrieb durchschnittlich 56 Hektar bewirtschaftete. Das ist ein zentrales Ergebnis der Pressekonferenz „Landwirtschaft im Wandel – erste Ergebnisse der Landwirtschaftszählung 2020“ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder am 21. Januar 2021 in Wiesbaden. Da die Erhebungszeiträume und Erhebungsstichtage der Landwirtschaftszählung 2020 am 1. März 2020 oder davor lagen, bilden die Ergebnisse dieser Erhebung keine Auswirkungen der Corona-Pandemie ab.
14 % der Betriebe bewirtschaften 62 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche – Betriebsgrößen im Osten stagnieren
„Damit sind die Betriebe so groß wie nie“, sagte Christoph Unger, Vizepräsident des Statistischen Bundesamtes. „Entgegen dem Bundestrend geht die durchschnittliche Betriebsgröße in Ostdeutschland jedoch leicht zurück, unter anderem deshalb, weil neue beziehungsweise ausgegründete Betriebe eher geringere Betriebsgrößen aufweisen.“ Nach wie vor bewirtschaftet der überwiegende Anteil der landwirtschaftlichen Betriebe (86 %) eine Fläche von maximal 100 Hektar. Gegenüber 2010 nahm deren Zahl um knapp 40 100 auf etwa 225 400 Betriebe ab. Die Zahl der Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von mehr als 100 Hektar stieg seit 2010 um etwa 4 500 auf rund 38 100 Betriebe an. Damit bewirtschaften 14 % aller Betriebe 62 % der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland. Insgesamt nimmt die Geschwindigkeit des Strukturwandels aber ab: Zwischen 2016 und 2020 betrug der jährliche Rückgang der Zahl der Betriebe 3 000 und die Flächenzunahme pro Betrieb 0,6 Hektar (2010 bis 2016: 4 000 Betriebe/0,8 Hektar).
Merkmal | 20101 | 20202 | ||
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Betriebe3 | jeweilige Fläche | Betriebe3 | jeweilige Fläche | |
Anzahl | ha (Hektar) | Anzahl | ha (Hektar) | |
Angabe in 1 000 | ||||
Insgesamt (LF) | 299,1 | 16 704,0 | 263,5 | 16 614,4 |
unter 5 ha LF | 27,4 | 54,0 | 21,6 | 36,5 |
5 bis 10 ha LF | 47,3 | 343,9 | 44,6 | 323,3 |
10 bis 20 ha LF | 63,2 | 945,8 | 52,6 | 781,0 |
20 bis 50 ha LF | 76,1 | 2 535,0 | 61,4 | 2 042,3 |
50 bis 100 ha LF | 51,6 | 3 628,4 | 45,2 | 3 203,2 |
100 bis 200 ha LF | 22,8 | 3 071,7 | 24,9 | 3 391,9 |
200 bis 500 ha LF | 7,2 | 2 111,5 | 9,3 | 2 706,8 |
500 bis 1 000 ha LF | 2,1 | 1 462,6 | 2,4 | 1 702,6 |
1 000 und mehr ha LF | 1,5 | 2 551,1 | 1,5 | 2 426,8 |
darunter: | ||||
Ackerland | 229,3 | 11 846,7 | 195,2 | 11 690,3 |
Dauergrünland | 239,4 | 4 654,7 | 219,8 | 4 724,0 |
Dauerkulturen | 37,8 | 198,8 | 28,4 | 198,1 |
darunter: | ||||
Betriebe mit ökologischer Bewirtschaftung | ||||
Insgesamt (LF) | 16,5 | 941,5 | 26,3 | 1 593,0 |
darunter: | ||||
Ackerland | 10,2 | 427,6 | 16,8 | 729,9 |
Dauergrünland | 14,2 | 469,6 | 24,1 | 839,5 |
Nach Bundesländern | ||||
Baden-Württemberg | 44,5 | 1 410,0 | 39,4 | 1 419,9 |
Bayern | 97,9 | 3 136,8 | 84,6 | 3 069,1 |
Brandenburg | 5,6 | 1 323,7 | 5,4 | 1 310,8 |
Hessen | 17,8 | 766,4 | 15,1 | 766,9 |
Mecklenburg-Vorpommern | 4,7 | 1 350,9 | 4,8 | 1 346,9 |
Niedersachsen | 41,7 | 2 577,0 | 35,5 | 2 584,2 |
Nordrhein-Westfalen | 35,8 | 1 463,1 | 33,6 | 1 478,3 |
Rheinland-Pfalz | 20,6 | 705,2 | 16,4 | 709,7 |
Saarland | 1,3 | 77,9 | 1,1 | 74,3 |
Sachsen | 6,3 | 912,7 | 6,5 | 897,7 |
Sachsen-Anhalt | 4,2 | 1 173,1 | 4,3 | 1 161,6 |
Schleswig-Holstein | 14,1 | 995,6 | 12,2 | 995,5 |
Thüringen | 3,7 | 786,8 | 3,7 | 774,8 |
1: Totale Ergebnisse der Landwirtschaftszählung 2010/Agrarstrukturerhebung 2016. 2: Vorläufige repräsentative Ergebnisse der Landwirtschaftszählung 2020. 3: Einschließlich Betriebe ohne landwirtschaftlich genutzte Fläche. |
Zunehmende Konzentration in der Tierhaltung – vor allem bei Schweinen und Geflügel
Auch bei den tierhaltenden Betrieben ist ein Trend zu größeren Betrieben erkennbar. Zwar sinken auch die Tierbestände im Vergleich zum Jahr 2010, jedoch wird diese Entwicklung durch den noch stärkeren Rückgang der Zahl der tierhaltenden Betriebe begleitet. Als Folge nimmt der durchschnittliche Tierbestand je Betrieb zu. Beispielhaft zeigt sich dies in der Schweinehaltung: Im letzten Jahrzehnt hat sich die Zahl der Betriebe mit Schweinehaltung um 47 % reduziert, der Schweinebestand nahm hingegen lediglich um 4 % ab. Während 2010 jeder Betrieb im Schnitt rund 459 Schweine hielt, waren es 2020 rund 827 Schweine pro Betrieb.
Auch die Spezialisierung der verbleibenden Betriebe mit Tierhaltung schreitet voran, vor allem in Betrieben mit Geflügel- und Schweinehaltung. So standen in den rund 10 000 Betrieben, die ausschließlich Geflügel hielten, 70 % des gesamten Geflügelbestandes. Ähnliches gilt für die Schweinehaltung: In den rund 14 200 Betrieben, die ausschließlich Schweine hielten, werden 72 % des Gesamtbestandes gehalten.
Wandel in der Haltung von Rindern, Schweinen und Legehennen
Bei den Rindern ist die Laufstallhaltung weiter ausgebaut worden. Ihr Anteil an den Haltungsplätzen stieg im letzten Jahrzehnt von 75 % auf 83 %. Nur noch 10% aller Haltungsplätze befanden sich 2020 in Ställen mit Anbindehaltung. 52 % der Betriebe mit Anbindehaltung praktizierten eine Kombination mit der Weidehaltung. In der Schweinehaltung stieg dagegen der Anteil der Ställe mit Vollspaltenboden, und zwar von 67 % auf 79 % im Jahr 2020. Andere Haltungsverfahren, wie beispielsweise Haltungsplätze mit Tiefstreu waren mit nur 4 % kaum verbreitet. In der Legehennenhaltung stiegen die Haltungskapazitäten sowohl in der Freilandhaltung als auch in der Bodenhaltung an, die mit einem Anteil von 65 % im Jahr 2020 nach wie vor dominiert. Auf die Käfighaltung entfallen nur noch 4 % aller Plätze.
Öko-Trend weiter ungebrochen
Der Trend zur Umstellung auf den ökologischen Landbau hält an. Im Jahr 2020 wirtschafteten knapp 26 400 Betriebe nach den Regeln des ökologischen Landbaus, das sind 10 % der Betriebe insgesamt. Die Zahl der Ökobetriebe nahm gegenüber 2010 um rund 9 900 (+60 %) zu.
Mit der Zahl der Ökobetriebe hat auch die ökologisch bewirtschaftete Fläche zugenommen, und zwar um 69 % auf 1,6 Millionen Hektar im Jahr 2020. Der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche – ein oft betrachteter Nachhaltigkeitsindikator – ist somit von 5,6 % auf 9,6 % gestiegen. Weiter positiv fällt die Entwicklung in der ökologischen Tierhaltung aus: Die Zahl der Betriebe mit ökologischer Tierhaltung ist in den letzten zehn Jahren um 43 % auf rund 17 500 gestiegen. Diese Betriebe machen einen Anteil von 10 % an allen tierhaltenden Betrieben aus. 8 % des gesamten Rinderbestandes in Deutschland werden ökologisch gehalten, beim Geflügel sind es 5 % und bei den Schweinen knapp 1 %.
Einkommensdiversifizierung nimmt zu
Im Zeitraum März 2019 bis Februar 2020 waren in Deutschland 936 900 Arbeitskräfte in der Landwirtschaft tätig. Gegenüber 2010 ist das eine Abnahme um 13 %. Knapp die Hälfte, nämlich 436 100 Personen, waren Familienarbeitskräfte in Einzelunternehmen. Weiterhin arbeiteten 229 300 ständig angestellte Arbeitskräfte und 271 500 Saisonarbeitskräfte in den landwirtschaftlichen Betrieben.
Von diesen Arbeitskräften werden zunehmend auch andere Tätigkeiten ausgeführt, mit denen die Betriebe neben der landwirtschaftlichen Primärproduktion zusätzliches Einkommen generieren. Im Jahr 2020 gaben rund 111 700 Betriebe (42 %) an, Umsätze aus zusätzlichen, auf dem Hof betriebenen Aktivitäten zu erwirtschaften (2010: 31 %). Bei mehr als einem Fünftel dieser Betriebe (21 %) trugen die Umsätze aus den zusätzlichen Einkommensquellen bereits die Hälfte oder mehr zum Gesamtumsatz des jeweiligen Betriebes bei, im Jahr 2010 traf dies erst auf 13 % der Betriebe zu. Am häufigsten gewannen die landwirtschaftlichen Betriebe mit Einkommensalternativen ihr Zusatzeinkommen aus Arbeiten in der Forstwirtschaft (34 %) sowie in diesem Zusammenhang aus der Be- und Verarbeitung von Holz mit 13 %, gefolgt von der Erzeugung erneuerbarer Energie (31 %).