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Internationaler Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung

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Der 6. Februar ist der Internationale Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung. Für Betroffene Frauen bedeutet die Verstümmelung lebenslange Qual. Die Beschneidung ist besonders für Schwangere extrem gefährlich.

Alle zehn Sekunden wird ein Mädchen genitalverstümmelt. Ohne Betäubung und oft unter unhygienischen Umständen werden die Minderjährigen im Intimbereich beschnitten. „Das ist brutalste Gewalt gegen Mädchen und Frauen und eine schwerwiegende Verletzung der Menschen- und Kinderrechte“, sagt Louay Yassin, Sprecher der SOS-Kinderdörfer weltweit. „Die weibliche Beschneidung endet häufig tödlich, zum Beispiel, weil die Betroffenen verbluten. Und es gibt kein einziges Opfer, das nach dieser grausamen Prozedur ohne Schmerzen und Folgeschäden leben kann.“ Deshalb fordern die SOS-Kinderdörfer zum Internationalen Tag gegen die Beschneidung von Frauen am 6. Februar einen sofortigen Stopp der „Female Genital Mutilation“(FGM). Dieser könne laut Yassin nur durch verstärkte Aufklärung sowie harte Gesetze erreicht werden.

Mehr als 200 Millionen Mädchen und Frauen verstümmelt

Mehr als 200 Millionen Mädchen und Frauen weltweit wurden bereits beschnitten und in rund 30 Ländern wird das grausame Ritual weiterhin regelmäßig praktiziert. Allen voran Länder wie Sierra Leone, Sudan oder Somalia, wo 90 bis 98 Prozent der weiblichen Bevölkerung im Alter von 15 bis 49 Jahren beschnitten sind.

„Mindestens 98 Prozent aller Frauen und Mädchen, die zu uns kommen, sind beschnitten – und oft ist FGM der Grund für die medizinische Behandlung“, berichtet Mohamed Dakane, medizinischer Leiter der SOS-Mutter- und Kind-Klinik in Mogadischu. „Was viele nicht wissen: Die Folgen der Beschneidung können zum Tod der Mütter sowie ihrer Babys bei der Geburt führen. Jeden Tag retten unsere Klinik-Mitarbeiter das Leben von Schwangeren und Gebärenden, die mit Komplikationen zu kämpfen haben, deren Ursache FGM ist.“

Bei der weiblichen Beschneidung werden die äußeren Geschlechtsteile teilweise oder vollständig entfernt. Auch ein Zunähen der Vagina und weitere Varianten werden je nach Gemeinde und Kultur praktiziert. Mit FGM soll die Reinheit und Keuschheit der Frau vor der Ehe sichergestellt werden. In einigen Kulturkreisen wird es auch als ein Übergangsritual vom Mädchen zur Frau verstanden. „Doch FGM hat keinerlei medizinischen Nutzen, sondern verursacht ausschließlich negative Effekte auf den Körper und die Seele der Mädchen und Frauen – und zwar ein Leben lang“, erklärt Dakane. „Darauf müssen praktizierende Ärzte unbedingt hinweisen, um den Irrglauben aus den Köpfen zu bekommen.“

Aufklärungsarbeit sei daher immens wichtig. „Wir müssen nicht nur die Mädchen, sondern die ganze Gesellschaft über die lebensgefährlichen Risiken von FGM aufklären. Darüber hinaus müssen wir alle uns aktiv dafür einsetzen, dass es Gesetze gegen die weibliche Beschneidung gibt. Wir müssen religiöse Führer, welche die Beschneidung befürworten, ausfindig machen, um das grausame Ritual zu stoppen – nicht nur in Somalia, sondern überall auf der Welt! Kein Mädchen soll mehr grundlos leiden müssen,“ sagt Dakane.

In Gambia konnte SOS große Erfolge im Kampf gegen die barbarische Praxis vermelden: Die Regierung des afrikanischen Landes hat FGM ein Ende gesetzt - mit Unterstützung von SOS. Foto: Hella Nijssen
In Gambia konnte SOS große Erfolge im Kampf gegen die barbarische Praxis vermelden: Die Regierung des afrikanischen Landes hat FGM ein Ende gesetzt – mit Unterstützung von SOS. Foto: Hella Nijssen

Wie wichtig – und lebensverändernd – Aufklärung im Kampf gegen FGM ist, bewiesen auch mehrere Studien: Im Sudan zeigte beispielsweise eine Kampagne der Weltgesundheitsorganisation WHO Wirkung. Aufgeklärte Mädchen möchten nicht mehr beschnitten werden und Mütter, die bereits genitalverstümmelt sind und im Nachhinein Unterstützung erhalten, sorgen in vielen Fällen dafür, dass ihre Töchter die FGM-Prozedur nicht erleiden müssen.

In Somalia gibt es mehrere Aufklärungsprogramme der SOS-Kinderdörfer, bei denen den Gemeindemitgliedern die schlimmen Konsequenzen von FGM-vor Augen geführt werden, damit diese zum Beispiel alternative Rituale finden, bei denen die Mädchen unversehrt bleiben.

SOS setzt sich aktiv weltweit gegen die Beschneidung von Mädchen und Frauen ein, indem die Hilfsorganisation für Aufklärung, medizinische Versorgung und den Schutz von Kindern sorgt und für ihre Rechte kämpft.

Mädchenbeschneidung: Verstoß gegen die Kinderrechtskonvention von 1989

Laut den UN-Kinderrechts-Konventionen haben Kinder das Recht, in einer Welt aufzuwachsen, in der sie Hoffnung auf Geschlechter-Gleichstellung (Artikel 29) sowie auf „Gesundheit, Würde und Selbstachtung“ (Artikel 39) haben. Darüber hinaus ruft auch die UN-Generalversammlung in ihren Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs 2030) zu einer Eliminierung von FGM auf.

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(red) Pressemitteilungen und andere Veröffentlichungen.
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