Das 42. Literatur-Café im Flair-Weltladen in der Gertenbachstraße 17 in Lüttringhausen beschäftigte sich mit Clara Schumann.
Die kleine aber beliebte Kulturreihe Literatur-Café fand im Lüttringhauser Flair-Weltladen am 13. Januar zum 42. mal statt. Ein gutes Dutzend Interessierte hatte sich im Weltladen zusammengefunden.
Clara Schumann – Ein Leben für die Musik
Über Clara Schumann existiert eine Menge Literatur, zumeist gut recherchierte Biografien. Johannes Haun, wie gewohnt gut vorbereitet, konzentrierte sich in seinem Vortrag auf das Buch „Clara Schumann – Ein Leben für die Musik“ der Musikwissenschaftlerin Irmgard Knechtges-Obrecht, aus dem er auch lange Abschnitte vorlas.
Clara Schumann – Ältere erinnern sich an die Frau auf dem 100-Mark-Schein – war im 19. Jahrhundert – einer Zeit, in der Frau sein wenig mehr als Kindererziehung und Haushalt bedeutete – weit mehr als die Frau des Komponisten Robert Schumann. Sie war die führende Pianistin ihrer Zeit. Ihre eigenen Kompositionen sind vielfach noch sehr unterschätzt und harren der ungeteilten Aufmerksamkeit von Musikliebhabern. Ihr Piano-Trio in g-moll (op.17) ist ein herausragendes Beispiel für die Sensibilität und der modernen Harmonieauffassung der Komponistin.
Als Pianistin sind von ihr mehr als 1300 Auftritte verbürgt. Bis es allerdings so weit war, musste Clara Schumann (geborene Wieck) einiges in ihrem Leben aushalten. Der Vater entpuppte sich als – sehr wohlwollend formuliert – schwieriger Mensch. Er kontrollierte seine Tochter auf extreme Weise, schrieb für sie, als Carla noch gar nicht des Schreibens fähig war, Tagebuch, schrieb für sie in der Ich-Form und von sich als „der Vater“, wobei er sich bemühte, selbst Claras Mutter nicht gut aussehen zu lassen, verkaufte Bilder seiner Tochter vor den Konzerten und versuchte alles, um Clara als weibliches Wunderkind zu erziehen. Mit 9 Jahren gab Clara ihr erstes Konzert, im Leipziger Gewandhaus, im Jahr 1830, mit 11 Jahren, ihr erstes Solo-Konzert, das mit Begeisterung aufgenommen wurde.
Ihre Verbindung mit Robert Schumann war Friedrich Wieck von Anfang an ein Dorn im Auge. Er versuchte alles, um die Verbindung zu trennen und scheute auch nicht davor zurück, Lügen über Robert in die Welt zu setzen (heute würde man das „Fake News“ nennen) und ihm Alkoholismus zu unterstellen. Das Ganze endete vor Gericht und Friedrich Wieck musste seine „Anschuldigungen“ zurückziehen.
Robert Schumanns Schicksal darf tragisch genannt werden. Er starb, geistig zerrüttet, in einer Nervenheilanstalt in Endenich bei Bonn im Alter von 46 Jahren. Clara überlebte ihn um 40 Jahre. Eine Liebschaft mit Johannes Brahms ist verbürgt. Ihre Konzerttätigkeit erstreckte sich bis ins hohe Alter. Sie favorisierte Kompositionen von Mendelssohn Bartholdy, Bach, Schubert und ihrem Mann. Nicht oft spielte sie eigene Werke.
Ihr Klavierkonzert in a-moll (geschrieben im Alter von 14 Jahren, wird von der Musikgeschichte nur langsam in den Rang gehoben, den es verdient. Ihr oben erwähntes Piano-Trio ist kraftvoll und sensibel zu gleichen Teilen, angefüllt mit hinreißenden Melodien und (für die damalige Zeit) mutigen Harmonien. Zur damaligen Zeit wurden Kompositionen von Frauen noch nicht ernst genommen.
Clara Schumann, Pianistin, Komponistin und Mutter von sieben Kindern, erhält im oben erwähnten Buch ein angemessenes Denkmal in literarischer Form. Johannes Haun hat die Entdeckung dieser Frau – und ihrer Musik – im Literatur-Café gebührend vorbereitet.