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Presseschau 19. Januar 2021

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Gesellschaft

Erzbistum sagt Sondersitzung zur Bistumsreform ab

Teile der Kirchenbasis setzen Mitarbeit aus – Misstrauensbekundungen gegenüber der Bistumsleitung. Beratungen auf zweite Jahreshälfte vertagt.

Mitten in den Wirren um die Aufklärung des Missbrauchsskandals im Erzbistum Köln hat die Bistumsleitung eine für Samstag geplante Sondersitzung des Diözesanpastoralrats zur geplanten Bistumsreform kurzfristig abgesagt. Dies berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger“ (ksta.de und Mittwoch-Ausgabe). Es habe „zahlreiche Wortmeldungen“ gegeben mit der Bitte, „dass wir uns gemeinsam mehr Zeit für die weiteren Schritte auf dem Pastoralen Zukunftsweg nehmen sollten“, schreibt Generalvikar Markus Hofmann den Mitgliedern des höchsten pastoralen Beratungsgremiums von Kardinal Rainer Woelki. Das auf den 18. Januar datierte Schreiben liegt der Zeitung vor.

In der vorigen Woche hatte der Katholikenrat im Rhein-Sieg-Kreis (linksrheinisch) gefordert, die aktive Mitarbeit des Diözesanpastoralrats an dem von Woelki initiierten Reformprozess namens „Pastoraler Zukunftsweg“ sowie dessen weitere Beratung auszusetzen, da „da aufgrund der ungeklärten Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln keine hinreichende Akzeptanz vorhanden“ sei. „Vor einer weiteren Beratung des Pastoralen Zukunftswegs muss die Basis für Vertrauen und Glaubwürdigkeit hergestellt werden“, heißt es in der Erklärung der Laien-Vertretung im Rhein-Sieg-Kreis.

Hofmann geht hierauf nicht direkt ein. Er begründet die Absage der Sitzung vielmehr mit laufenden Diskussionen und offenen „Detailfragen“ insbesondere bei der geplanten Verringerung der Pfarrgemeinden auf nur mehr 50 bis 60 Großgebilde sowie mit der Beanspruchung durch das Missbrauchsgutachten des Kölner Strafrechtlers Björn Gercke, das am 18. März vorgelegt und vom Diözesanpastoralrat am 27. März diskutiert werden soll.

„Um eines für unsere Diözese guten Ergebnisses des gesamten Prozesses willen möchten wir deshalb gerne die abschließenden Beratungen zum Zielbild in die zweite Jahreshälfte 2021 verschieben“, schreibt Hofmann weiter. „Vor allem aber erhoffen wir uns, dass wir – nicht zuletzt aufgrund einer erfolgreich durchgeführten Impfkampagne – die Corona-Pandemie besiegt haben werden und wir dann wieder zu Präsenzsitzungen zusammenkommen können.“

Dem Vernehmen nach bestand in der Bistumsleitung die Sorge, dass der Unmut der Kirchenbasis über den Umgang mit der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals, insbesondere mit einem von Kardinal Woelki unter Verschluss genommenen Münchner Rechtsgutachtens, sowie mit dem ungeklärten Vorwurf der Vertuschung eines Missbrauchsfalls durch den Kardinal, auf die Sitzung am Samstag durchgeschlagen wäre.

Erst am Montag hatte die Kölner Pfarrgemeinde Sankt Severin einen offenen Brief veröffentlicht, in dem das Seelsorgeteam sowie die Pfarreigremien dem Erzbischof und der Bistumsleitung das Misstrauen aussprachen.

Hofmann verbindet die Absage der Sitzung mit dem Angebot kleiner Gesprächskreise mit Kardinal Woelki im erzbischöflichen Haus. Eine Idee einer Sondersitzung des Diözesanpastoralrats mit einer „Aussprache über die aktuelle Lage“ habe die Bistumsleitung fallen gelassen. Die Erfahrung der vergangenen Monate habe gezeigt, dass Videoformate „für eine solche Thematik als nicht unbedingt geeignet erscheinen“.

Bundeswehr stellt so wenige Minderjährige wie seit sieben Jahren nicht mehr ein

Auch insgesamt weniger Rekruten – Linke fordert Ende der Einstellungspraxis.

Osnabrück. Die Bundeswehr hat im vergangenen Jahr so wenige Minderjährige eingestellt wie seit sieben Jahren nicht mehr. Insgesamt wurden 1148 Soldatinnen und Soldaten 2020 in die Truppe aufgenommen, die bei Dienstantritt noch keine 18 Jahre alt waren. Gegenüber dem Vorjahr entsprach das einem Rückgang von fast einem Drittel und lag wieder auf dem Niveau aus dem Jahr 2013 (1146 minderjährige Rekruten). Das geht aus Daten des Bundesverteidigungsministeriums hervor, die der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) vorliegen. Mehr als die Hälfte der 17-jährigen Rekruten wurden demnach im fünften Monat im Dienst volljährig. Knapp 80 Prozent der eingestellten Minderjährigen waren junge Männer. Der Anteil der Minderjährigen an den neuen Rekruten sank im Vergleich zum Vorjahr von 8,5 auf 7 Prozent.

Der 2018 eingesetzte Rückgang hat sich damit beschleunigt. Waren 2017 noch 2126 Rekruten unter 18 Jahre alt gewesen, so waren es 2018 nur noch 1679 und 2019 dann 1705. Zuvor war die Zahl seit 2013 stetig nach oben geklettert.

Gründe für den Rückgang nannte das Verteidigungsministerium nicht. Er dürfte zum Teil damit zusammenhängen, dass auch die Zahl der neuen Rekruten im Corona-Jahr drastisch sank, und zwar um 18 Prozent auf 16.442 Soldaten. Bei den Minderjährigen war der Rückgang mit einem Minus von knapp 33 Prozent aber noch stärker. Nach gängiger Meinung hat die Attraktivität der Bundeswehr abgenommen, die zudem in Konkurrenz zu beliebten Arbeitgebern mit einem ähnlichen Anforderungsprofil steht wie etwa der Bundespolizei oder dem Zoll. Auch die öffentliche Kritik der vergangenen Jahre hat nach Ansicht von Experten wohl Wirkung gezeigt. Eine Ministeriumssprecherin sagte gegenüber unserer Redaktion lediglich: „Eine gezielte Rekrutierung in diesem Altersband findet nicht statt.“

Seit Jahren gibt es an der Einstellungspraxis von Minderjährigen viel Kritik. Der Linken-Bundestagsabgeordnete und Experte für Verteidigungsfragen Matthias Höhn sagte der „NOZ“: „Minderjährige gehören nicht in die Bundeswehr.“ Millionen würden in Werbekampagnen gesteckt, „in denen der Dienst an der Waffe als cooles Abenteuer dargestellt“ werde: „Diese Filmchen haben aber herzlich wenig mit dem realen Leben als Soldatin oder Soldat zu tun.“ Die Initiative „Unter 18 nie!“ forderte, die aktuelle Rekrutierungspraxis so schnell wie möglich zu beenden. Die Sprecherin der Initiative, Sarah Gräber, sagte der „NOZ“: „Wir geben damit international ein schlechtes Vorbild ab.“ Länder wie Somalia oder Afghanistan würden auf Deutschland verweisen, um den Einsatz von Kindersoldaten in ihren Armeen zu rechtfertigen. Dem Bündnis gehören unter anderem die Bildungsgewerkschaft GEW, Pax Christi und das Hilfswerk terre des hommes an.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung – www.noz.de

nd.DerTag: Ein blinder Fleck bei Fridays for Future

Kommentar zu den Protesten von Klima- und Umweltschützern gegen Nord Stream 2.

Wenn Staaten Sanktionen verhängen, geht es fast immer um Wirtschaftsinteressen – auch wenn sie mit einer menschenrechtlichen Begründung dekoriert werden. Diese Mühe macht sich die US-Regierung in ihrem Kampf gegen die fast fertiggestellte Erdgasleitung Nord Stream 2 kaum noch. Dass Russland direkt Gas nach Westeuropa liefern kann, ärgert die US-Energielobby. Schließlich will sie ihr eigenes Gas verkaufen, das zunehmend mit dem dreckigen Fracking-Verfahren gewonnen wird.

In diesem Kampf kleben die USA ihren Wirtschaftsinteressen nur notdürftig das Etikett Nawalny auf. Es geht, wie Marx in anderem Zusammenhang schrieb, um „das nackte Interesse“, die „fühllose bare Zahlung“. Das aber ignorieren die Klima- und Umweltschützer völlig, die sich jetzt gegen die Erdgaspipeline wenden. In ihren Erklärungen dazu spielt das Gas aus Übersee keine Rolle. Einer Klimabewegung, die ernst genommen werden will, steht politische Einäugigkeit jedoch nicht gut zu Gesicht. „Sauberes Erdgas ist eine dreckige Lüge“, dieses „Fridays for Future“-Plakat gegen Nord Stream 2 gilt mindestens genau so für US-Frackinggas. Die Umweltbewegung sollte sich da keinen blinden Fleck erlauben – sonst erledigt sie das Geschäft von Leuten, mit denen sie wohl nichts zu tun haben möchte.

Quelle: neues deutschland – www.neues-deutschland.de

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(red) Pressemitteilungen und andere Veröffentlichungen.
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