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Bundestagswahl: Ich, ich, ich statt Zukunft

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Die Wahllokale sind geschlossen, der Wahlk(r)ampf ist endlich vorbei. Gewonnen hat das „weiter so“, verloren haben wohl die Jugend und die Zukunft. Auch wenn das amtliche Ergebnis erst am Montag feststehen wird. Ein Wunder für die Jugend und die zukünftigen Generationen wird es nicht mehr geben.

Menschen in Deutschland haben also weiterhin mehr Angst vor steigenden Benzinpreisen als vor steigenden Pegelständen. Das Gros der Wählenden hat nicht begriffen, dass die Natur nicht mit sich verhandeln lässt. Wahlgewinnende sind unterm Strich die Parteien, die weiterhin erfolglos versuchen werden, mit wissenschaftlichen Fakten und Erkenntnissen zu verhandeln. Schade. Und zutiefst erschreckend.

Markus Blume, CSU-Generalsekretär, freut sich, dass die Union den Linksrutsch verhindert hat. Dass das Land aber durch Lügennarrative von Neofaschist*innen und zuletzt von allen Parteien des rechten Spektrums, also auch CDU/CSU und FDP, seit Jahren immer weiter nach rechts rutscht, findet er augenscheinlich okay. Warum auch nicht, der geschasste Verfassungsschutzchef und mutmaßliche Rechtsextremist Hans-Georg Maaßen soll ja immerhin für die Union in den Bundestag ziehen, nicht für die AfD oder die NPD, wo man seinen offenen Antisemitismus und Rassismus ja eher verorten würde.

Verfassungsschmutz statt Klimaschutz

Auf den oberen beiden Stufen des Siegertreppchens stehen also Parteien, die Kandidaten aufgestellt haben, die sich mannhaft beim Längenvergleich messen können: Wessen Liste an Skandalen ist länger? Sind es Cum-Ex, Brechmittelskandal und G20? Oder eher Instrumentalisierung der Polizei für einen Privatkonzern, das Abholzen vom Hambacher Forst, die verlorenen Klausuren mit erwürfelten Noten, die van Laack-Korruption? Scholz war für viele Menschen die Wahl, die eigentlich ein „weiter so“ wollten, denen Laschet aber zu peinlich war. Unbedingt galt es aber Misogynie weiter salonfähig zu halten und das Gendern zu verhindern. Also unbedingt die Macht des alten weißen Mannes zu erhalten und der freitags schulschwänzenden Jugend ein weiteres Mal den Stinkefinger zu zeigen. Klar, war zu ahnen, oder gibt es mittlerweile Luftfilter in den Schulen? Gibt es Impfaktionen? Gibt es Konzepte fürs Homeschooling? Computer? Internet? Unterricht in Medienkompetenz?

Und dann bleiben da auch hartnäckig die Sache mit dem Klima, die Sache mit Paris, die Sache mit der Kohle – also dem fossilen, klimaschädlichen Brennstoff, nicht die legalen und illegalen Nebeneinkünfte. Die Partei mit dem ambitioniertesten Wahlprogramm zum Thema Klima, Die Linke, zittert um den Wiedereinzug in den Bundestag und droht an der 5 Prozent-Hürde zu scheitern. Die Grünen haben ihre Stimmen fast verdoppelt, sind die eigentlichen Wahlsiegenden, müssen sich aber mit dem dritten Platz begnügen. Bleibt zu hoffen, dass sie sich in einer möglichen Koalition mit SPD und FDP erfolgreich gegen den viel zu späten und untragbaren Kohleausstieg 2038 und gegen Wundermaschine und Flugtaxis hin zu einer konkreten Verkehrswende durchsetzen können.

Die rechtsextreme AfD hat Stimmen verloren, dennoch ist diese Nazi-Vereinigung, die für Ausländerhass, Lügen und Fakenews, Rassismus und Frauenfeindlichkeit steht, wieder im Bundestag vertreten. Um es deutlich zu machen: Mehr als jeder zehnte Mensch in Deutschland hat freiwillig Nazis gewählt. In Deutschland. Im Jahr 2021. Gut aber: Die Querdenken-Partei Basis ist genau so gescheitert wie zuvor ihre albernen Vorhersagen und Prognosen zu Corona, Chemtrails und dem Great Reset. Irgendwas Gutes musste am Ende ja herauskommen.

Sascha von Gerishem
Sascha von Gerishemhttps://www.luettringhauser.de
Geboren 1977 in Duisburg, aufgewachsen in Wuppertal, Duisburg und am Niederrhein, Alumnus des Collegium Augustinianum Gaesdonck, Studiengang Absatzwirtschaft an der Fontys Hogescholen Venlo, selbstständig seit 1998, u.a. als freier Dozent an diversen Berufsakademien.
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