Im CVJM-Haus blieb kein Auge trocken

Die kleine Tournee vom Amateurtheaterverein Wipperwagen mit dem Stück „Love Jogging“ von Derek Benfield endete in Lüttringhausen.

Das Licht im CVJM-Saal verdunkelt sich und die Beatles melden sich mit Help aus den Lautsprecherboxen, als sich der Vorhang genüsslich zur Seite bewegt und der urkomische Reigen seinen Lauf nimmt.

Keine Hektizität!

Hilary schenkt ihrem Gatten Brian einen knallroten Trainingsanzug, damit er sich regelmäßig körperlich ertüchtigt. Statt aber jeden Mittwoch durch den Park zu joggen, läuft er flugs zur Wohnung seines Freundes George und trifft sich dort mit seiner Geliebten Wendy zur Körperertüchtigung der horizontalen Art. „Ich liebe Dich Schäfchen“, haucht Brian seiner Geliebten zu. „Ja, aber doch nur einmal in der Woche!“, entgegnet sie ihm prompt.

Georges Frau Jessica ist jeden Mittwoch beruflich unterwegs, ihn wähnen sie währenddessen beim Dartspiel. Statt zu darten trifft sich George für vergnügliche Stunden mit Hilary, kann er doch sicher sein, dass ihr Gatte Brian ebenfalls beschäftigt ist.
Jessica kehrt überraschend früh zurück und trifft in ihrer Wohnung auf Wendy und Brian und stellt ihn zur Rede: „Ich warte immer noch auf deine ganz simple Erklärung.“ – „Verdammt!“, entfährt es Brian, der darauf eine hanebüchene Ausrede auftischt. Jessica überlässt den beiden das Feld und fährt zu ihrer Freundin Hilary, da sie George beim Dartspiel vergeblich sucht. George kann sich geschickt wie ein Tiger unbemerkt aus der Wohnung schleichen und wähnt sich trotz hosenloser Flucht in Sicherheit, stattdessen beginnen die Turbulenzen jetzt erst richtig…

Oliver Hecker (Brian) und Norbert Becker (George) spielten brillant und mit vollem Körpereinsatz. Maybritt Schützenmeister (Wendy), Ricarda Scheer (Hilary) und Ute Joho (Jessica) brachten die Herren auf der Bühne herrlich ins Schwitzen. Das Ensemble vom Wipperwagen sorgte für schallendes Gelächter beim Publikum. „Ich bin mittwochs wirklich bei Vaillant!“, entfährt es Heilpraktikerin Sandra Schulte direkt nach dem Stück in Richtung ihres grinsenden Mannes Thomas, unbekannt, wie sein Plan für Mittwoch ausschaut.
Brian-Darsteller und Regisseur Oliver Hecker zeigt sich begeistert vom Lüttringhauser Publikum: „Das Publikum hier ist der Hammer!“

Das clevere Bühnenbild, das zwei Wohnungen glaubhaft darstellt, ist aus Toilettentrennwänden gefertigt. „Das war zwar teurer, aber wir sind dadurch sehr flexibel“, weiß Gründungsmitglied Detlef Bauer, jetzt 1. Vorsitzender und verantwortlich für die Technik. Damit könnte nun auch das Rätsel um die Toiletten des Weiterbildungskollegs an der Bökerhöhe gelöst sein, woll?

Im nächsten Jahr möchte der Wipperwagen wieder im Dorf Halt machen. Darauf kann man sich schon jetzt freuen.

Dritte Literarische Schreibwerkstatt

Schüler der GHS Hackenberg in Begleitung des deutsch-indischen Autors Rajvinder Singh.

Vier Tage hatten SchülerInnen der 9. und 10. Klassen der Ganztagshauptschule (GHS) Hackenberg die Gelegenheit bei Rajvinder Singh, dem ehemaligen Stadtschreiber Remscheids, eine Geschichte zu schreiben. Unter der Überschrift „Angekommen“ verfassten sie eine Erzählung im deutsch-indischen Lebensumfeld.

Ein Gemeinschaftsprojekt

Der indisch-deutsche Autor, der vielen als Synchronsprecher von „Raj“ aus der Erfolgsserie „The Big Bang Theorie“ bekannt ist, gab die Handlung vor, bei der kulturelle Konflikte und Unterschiede eine Rolle spielen sollten: Es geht von Remscheid in den Norden Indiens. Der Remscheider Protagonist wird durch eine weibliche, indische Reisebekanntschaft in die Eigenarten von Land, Bevölkerung und Familienstrukturen eingeführt. Später gründen die beiden eine Familie und leben mehrere Jahre zusammen im Subkontinent, wobei alle Facetten der indischen Familientradition sichtbar werden. Zunächst herrschte Skepsis ob eines Familienumzuges in das Bergische Land, der nach einer Eingewöhnung doch positiv ausging. Es bleibt die Erkenntnis, dass Gemeinsamkeiten und Unterschiede in beiden Kulturen das menschliche Miteinander bestimmen.

Die fünf Phasen der Erzählung wurden von je einer Schülergruppe bearbeitet und in Kooperation mit dem Autor zusammengefasst, wobei die richtige Wortwahl in jeder Situation ein entscheidendes Kriterium darstellte. „Wörter haben ähnlich wie Menschen eine Persönlichkeit. Die muss man ihnen lassen“, verdeutlichte Singh die besondere Gewichtung der auch unter landeskundlichen Aspekten verfassten Erzählung.

Für die zwölf Schülerinnen und Schüler war die Schreibwerkstatt aus verschiedenen Gründen spannend. Jasmina und Nicole freuten sich darauf, gezeigt zu bekommen, wie man „bessere Texte“ verfasst, weil sie gerne Fantasygeschichten schreiben würden, und Christian freute sich darauf, seine „blühende Fantasie“ ausleben zu können. Die Autorinnen und Autoren trugen ihre Erzählung einem aufmerksamen Schüler- und Lehrerpublikum überzeugend vor.

Interkulturelle Lesereihe

Die Interkulturelle Lesereihe wird neben anderen auch von der Lerose-Stiftung gefördert und von den Lütteraten unterstützt. „Kulturförderung ist ein Kernanliegen unseres Vereines“, hebt Wolfgang Luge hervor. Die Reihe setzt sich in diesem Jahr mit einer Schreibwerkstatt des deutsch-türkischen Lyrikers und Autors Nevel Cumart in der Albert-Einstein-Gesamtschule und einer weiteren mit Rajvinder Singh in der Albert-Schweitzer-Realschule fort.