Hans-Jürgen Urban, Rede zum 1. Mai 2022 in Remscheid

Dr. Hans-Jürgen Urban, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall / 1. Mai 2022 – DGB Remscheid „GeMAInsam Zukunft gestalten“

Schön, euch zu sehen!

Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Schön, Euch zu sehen!

Es tut gut, wieder gemeinsam den 1. Mai zu begehen. Mit Masken aber frohen Mutes und entschlossen, sich zurückzumelden! Das ist gut so. Die Zeit, in der wir leben, braucht keinen Rückzug ins Privat. Sie braucht gemeinsames Handeln und Solidarität – heute mehr denn je!

Nein zum Angriffskrieg Putins – und nein zu einem neuen Rüstungswettlauf!

Aber was wir vor allem brauchen ist: Frieden! Der russische Präsident Putin hat einen völkerrechtswidrigen Krieg vom Zaun gebrochen. Die Bilder von Zerstörung und den Verbrechen, von Vertreibung und Flucht sind kaum zu ertragen. Wir Gewerkschaften stehen an der Seite der ukrainischen Frauen, Männer und Kinder, die leiden und um ihr Leben fürchten.

Zugleich stehen wir an der Seite aller Russinnen und Russen, die für ein demokratisches und friedliches Russland eintreten!

Und: Wir sagen ja zu den wirtschaftlichen Sanktionen. Aber diese Sanktionen müssen zielgenau und in den Folgen abschätzbar ausfallen. Nicht die eigene Wertschöpfung, aus der die Solidarität mit der Ukraine bezahlt wird, sondern die Privilegien der russischen Machthaber und Oligarchen sind das Ziel.

Und: Nicht die russische Bevölkerung und nicht die russische Kultur, sondern diese korrupte Politik- und Wirtschaftselite sind unsere Gegner. Sie reden von Patriotismus, aber sie plündern das eigene Land aus und sammeln Milliarden auf ihren ausländischen Konten. Sie reden vom Brudervolk der Ukraine, aber sie lassen die ukrainische Bevölkerung vergewaltigen, foltern und töten! Wir schauen hinter die Kulissen der Propaganda. Gemeinsam mit der zivilisierten Welt fordern wir von Putin und seiner Entourage: Die Waffen nieder – beenden Sie diesen Krieg!

Die territoriale Integrität der Ukraine muss wiederhergestellt und gesichert werden. Die Kampfhandlungen müssen durch einen sofortigen Waffenstillstand beendet werden. Das ist das Gebot der Stunde!

Kolleginnen und Kollegen,

wir haben die Menschen in und aus der Ukraine unterstützt. Wir haben für humanitäre Projekte gespendet, haben gewerkschaftliche Einrichtungen für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt, und unzählige Betriebsräte haben Konvois mit Versorgungsgütern in die Ukraine in Gang gesetzt. Das ist Solidarität konkret – und die brauchen wir dringlicher denn je! Aber was wir nicht brauchen, ist ein Rückfall in die Logik der Aufrüstung.

Putin erklärt immer wieder: Nicht Deutschland oder die Europäische Union, sondern die USA und die Nato seien der Feind. Schon heute überschreitet der Rüstungsetat der Nato den russischen um mehr als das Zwölffache. Das hat Putin offensichtlich von seinem Angriffskrieg nicht abgehalten! Auch in Deutschland ist der Aufrüstungsreflex keine zielführende Antwort.
In 2021 betrug der deutsche Rüstungsetat 52 Milliarden Euro. In den letzten fünf Jahren erhöhte er sich um mehr als 20 Prozent – von solchen Steigerungsraten können Pflegekräfte oder Erzieher nur träumen, von Rentnerinnen und Rentnern ganz zu schweigen. Ohne Vorlauf und Debatte hat Olaf Scholz einen einmaligen Aufrüstungs-Booster angekündigt. Geplant ist ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro, das auch noch Verfassungsrang erhalten soll.

Der Verteidigungshaushalt soll dauerhaft auf über zwei Prozent des BIP angehoben werden.
Das wäre eine Erhöhung auf mehr als 70 Milliarden Euro jährlich.

Kolleginnen und Kollegen! Wo soll das enden?

In einem neuen Rüstungswettlauf, der die Milliarden verschlingt, die wir für den ökologischen Umbau und den sozialstaatlichen Ausbau dringend brauchen? Wird die Welt sicherer, wenn die Nato ihre militärische Überlegenheit auf das Dreizehn- oder Vierzehnfache ausbaut? Kein Zweifel: Wer das Recht auf Landesverteidigung akzeptiert, muss auch ein entsprechendes Militärbudget akzeptieren.

Aber ich frage den Bundeskanzler: Warum ist dies mit 52 Milliarden Euro nicht möglich?
Wo fließt das Geld hin? Wer verdient daran?

Nein, Kolleginnen und Kollegen! Auch im 21. Jahrhundert, auch angesichts der russischen Aggression gilt: Eine Europäische Sicherheitsordnung braucht mehr als neue Rüstungsmilliarden. Sie braucht Rüstungs-Kontrolle und Abrüstungs-Verträge, die überwacht werden und bei Verstößen sanktioniert werden. Und sie braucht Demokratie!

Ohne Regierungen, die Menschenrechte und friedliche Konfliktaustragung achten, wird Frieden nicht zu sichern sein. Und diese Bedingungen lassen sich nicht herbeibomben – auch nicht mit einem Sonderprogramm von 100 Milliarden im Grundgesetz.

Und, Kolleginnen und Kollegen, lasst mich angesichts der Bundestagsdebatte eines hinzufügen:
Man mag zur Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine stehen wie man will, aber eines muss doch klar sein:

Weder Deutschland noch irgendein anderer Nato-Staat darf zur aktiven Kriegspartei werden.
Das Risiko eines neuen Weltkrieges kann niemand verantworten. Das wäre der Super-Gau!

Ich sage: Waffen, Waffen, immer mehr Waffen, diese Steigerungslogik führt nicht in den Frieden, aber sie vergiftet das öffentliche Klima! Wenn der FDP-Politiker Alexander Graf Lamsdorff die Friedens- und Ostermärsche als „die fünfte Kolonne Putins“ diffamiert, dann zeigt das, wohin die immer weitere Militarisierung der Debatte führt. Das dürfen wir nicht mitmachen. Unser Begriff von Solidarität darf nicht auf immer schwerere Waffenlieferungen zusammenschrumpfen. Das sind wir der Sache und unserer Tradition als Friedensbewegung schuldig!

Corona ist noch nicht Geschichte

Ja, der Krieg hat Probleme wie den Klimawandel und die Corona-Pandemie in den Hintergrund gedrängt. Aber, das Virus ist noch nicht besiegt. Der Sommer wird die Lage entspannen, wir werden durchatmen können. Aber Corona bleibt ein Frontalangriff auf die Gesundheit der Menschen, und auf den Zusammenhalt der Gesellschaft. Die Pandemie vertieft soziale Gräben und gesellschaftliche Spaltung. Die Gefahr ist für alle gleich? Beileibe nicht!

  • Auf den Intensivstationen ist der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund und mit niedrigem Einkommen überdurchschnittlich.
  • Und als das Virus auf dem Arbeitsmarkt wütete, gerieten vor allem befristete, geringfügige und schlecht bezahlte Jobs in Gefahr.

Auch in den kommenden Monaten müssen wir bedacht und mit der notwendigen Sorgfalt vorgehen. Ein Lockdown in Herbst und Winter muss vermieden werden.

Ja, das Theater um die Impfpflicht war wahrlich kein Meisterstück der Politik. Aber das Ziel einer möglichst hohen Impfquote bleibt auf der Tagesordnung. Zum Selbstschutz und zum Schutz der Mitmenschen. Gesundheit ist ein Menschenrecht – und die gelten in Zeiten der Pandemie. Und wenn das nicht der Fall ist, dann ist es unser Job, das zu ändern!

Inflation bändigen, Löhne anheben, sozialen Ausgleich organisieren

Ja, fair und gerecht geht es nicht zu in unserer Gesellschaft. Fast 20 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten für Niedriglöhne. Das Geld endet schneller als der Monat, und bei Arbeitslosigkeit ist Hartz IV programmiert! Zugleich schießt bei etlichen DAX-Unternehmen der Gewinn durch die Decke – trotz Corona und Lieferkettenproblemen. Mitten in der Krise schütten die Dax-Unternehmen Dividenden in Milliardenhöhe aus. Auf bis zu 35 Milliarden € beläuft sich das Vermögen der reichsten Familien in Deutschland.

Kolleginnen und Kollegen! Irgendwann wird’s unanständig!

Dazu fällt mir vor allem ein Instrument ein: Ein Staat, der diese Ungerechtigkeiten hinnimmt, verliert das Recht, sich Sozialstaat zu nennen. Und das wollen, das können wir nicht hinnehmen!

Also: Nein zur Ausschüttung von Dividenden, die das ganze Geld verschwenden, das wir in den Betrieben für Zukunftsinvestitionen brauchen! Und Ja zu einer Erbschafts- und Vermögenssteuer, die auch die Reichen und Super-Reichen an der Finanzierung öffentlicher Investitionen in die Zukunft von Beschäftigung und Umweltschutz beteiligt!

Zurzeit, Kolleginnen und Kollegen, frisst die Inflation die Kaufkraft unser Einkommen auf.
Vor allem die Energiepreise laufen davon. Dem können wir nicht einfach zuschauen. Eine passende Antwort muss die Tarifpolitik geben. Im Herbst beginnt die Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie. Andere Branchen gehen voran. Etwa die Stahlindustrie und Teile der Pflegedienste. In diesen Runden muss was rüberkommen!

Eine anständige Lohnerhöhung, verbindlich, für alle und in den Lohntabellen gesichert – das wird im Vordergrund dieser Runden stehen. Darauf können sich die Arbeitgeberverbände einstellen. Das wird kommen, und das ist gut so!

Aber, Kolleginnen und Kollegen! Die Tarifpolitik wird die Inflation nicht alleine kontern können.
Die gestiegenen Energiekosten belasten die ärmeren Haushalte prozentual stärker als die reichen. Hier muss die Wirtschafts- und Sozialpolitik korrigierend eingreifen. Die sogenannten „Entlastungspakete“ der Bundesregierung umfassen den Wegfall der EEG-Umlage, Einmalzahlungen und Heizkostenzuschüsse, eine etwas höhere Pendlerpauschale, die Anhebung des Grundfreibetrages in der Einkommenssteuer und nicht zuletzt ein 9-Euro ÖPNV-Ticket für drei Monate – insgesamt ein Volumen von 30 Milliarden Euro. Klingt gut, aber: Verteilungspolitisch ist das Ganze ein Fehlgriff.

Die Maßnahmen entlasten die oberen Einkommen stärker als die unteren. Vor allem für Rentnerinnen und Rentner fällt wenig ab! Das geht gar nicht! Das muss korrigiert und ergänzt werden! Solidarität muss vor allem den Schwächeren helfen – oder sie ist keine! Die Gewerkschaften, auch die IG Metall haben Vorschläge vorgelegt, die diese verteilungspolitische Schlagseite korrigieren. Vor allem brauchen wir einen Preisstopp für Energie, der vor allem die ärmeren Haushalte entlastet. Das ist sinnvoll, das ist machbar, und darauf bestehen wir!

#FairWandel: Natur und Beschäftigung können und müssen Hand in Hand gehen

Ja, Kolleginnen und Kollegen, Verteilungsgerechtigkeit und Sozialausgleich sind nicht zum Nulltarif zu haben. Und der ökologische Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft auch nicht!
Klimaneutrales arbeiten, konsumieren und leben – das ist der historische Auftrag unserer Epoche. Das sind wir uns und allen nachwachsenden Generationen schuldig.

Aber auch hier gilt: Die ökologische Transformation, die wir unterstützen, muss fair und solidarisch sein. Schutz von Natur und Beschäftigung – das kann zusammengehen. Die Ersetzung von Kohle durch grünen Wasserstoff, die Umstellung vom Verbrenner- auf den Elektro-Antrieb, der Ausbau des öffentlichen Personennah- und fernverkehres – alles das ist nötig, alles das ist möglich! Dazu braucht es öffentliche Investitionen und Arbeitsmarktpolitik zum Schutz der Beschäftigung. Auf rund 500 Milliarden Euro wird das notwendige Volumen an öffentlichen Investitionen geschätzt.

Das ist eine Menge Geld, aber es ist mobilisierbar! Durch öffentliche Kreditaufnahme. Und vor allem durch eine Steuer- und Abgabepolitik, die das Geld dort abholt, wo es im Übermaß vorhanden ist:

  • bei übergroßen Erbschaften- und Vermögen;
  • bei Spitzeneinkommen jenseits der Millionen;
  • und bei Finanzeinkommen, die auf den Caymans oder anderen Steueroasen landen oder die der Fiskus steuerlich wie rohe Eier behandelt.

Wer Arbeit, Verteilungsgerechtigkeit und Natur zusammendenkt, hat uns an seiner Seite. Wer den Umwelt- und Klimaschutz gegen die Menschen wendet, der hat uns zum Gegner! Gerade in Euren Regionen, wo Zulieferindustrie, Werkzeug- und Maschinenbau eine lange Tradition haben, kann man die Transformation nicht dem Markt überlassen.

Der Stellenabbau bei Leistritz Turbinentechnik mit einem geradezu skandalös schlechten Sozialplan, aber auch die Schließung des Remscheider Werks von ThyssenKrupp zeigen, wie Transformation nicht laufen sollte!

FairWandel: ökologisch – demokratisch – sozial, mit dieser Maxime schalten wir uns ein!
Für eine intakte Umwelt, für eine intakte Gesellschaft

Solidarität über den nationalen Gartenzaun hinausdenken

Kolleginnen und Kollegen, nicht nur bei uns, vor allem im globalen Maßstab ist Gerechtigkeitsalarm angesagt. Während das reichste 1 Prozent der Weltbevölkerung 82 Prozent des Weltvermögens einsteckt, ging die untere Hälfte der Weltbevölkerung leer aus. Für sie haben sich die Probleme des alltäglichen Lebens weiter verschärft. Ausreichende Ernährung, ja selbst trinkbares Wasser sind für viele Luxusprodukte. Und der Ernteausfall in der Ukraine, der Kornkammer der Welt, wird die Situation erheblich verschärfen. Auf der einen Seite laufen die Milliarden auf dem Konto über, auf der anderen Seite kämpfen Milliarden Menschen ums Überleben.

Kolleginnen und Kollegen! Ein „Imperium der Schande“ – so hat der Ex-UN-Berichterstatter Jean Ziegler diese Weltordnung genannt. Und genau das ist sie! Ja, es geht um den Kampf gegen Arbeitslosigkeit, Armut und Gerechtigkeitslücken bei uns – selbstverständlich!

Aber es geht auch um eine Weltordnung, in der alle Menschen eine Lebensperspektive haben, ganz gleich, wo sie geboren wurden. Nicht Menschenwürde und Internationalismus, sondern dieser Finanz-Kapitalismus, der Menschen verachtet, die Natur zerstört und Kriege führt, ist ein Irrtum der Geschichte. Auch das ist eine Botschaft des 1. Mai.

Wir müssen das tun – eine globale Bewegung der Solidarität

Frieden, Infektionsschutz, Verteilungsgerechtigkeit und globale Solidarität – Herkules-Aufgaben allesamt! Manchmal fragt man sich: Wer soll das alles durchsetzen, wer hat die Kraft und den Mut? Darauf gibt es nur eine Antwort: Wir!

Dabei habe ich eine Hoffnung. Vielleicht wächst in diesem Kampf ja auch die Erinnerung daran, dass wir als Gewerkschaftsbewegung einmal für ein weitergehendes Ziel angetreten sind. Für das Ziel, „… alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.“ (MEW 4: 385)

So hat es der Mann mit dem langen weißen Bart einmal formuliert. Eine Gesellschaft jenseits der Zwänge des heutigen Finanzmarkt-Kapitalismus? Ein altes Ansinnen, gewiss. Aber zugleich das aktuellste, das ich kenne.

Also: Auf geht’s!
Es lebe der 1. Mai!

OB Kurzbach fährt zum „Tag der Befreiung“ nach Gouda

Einladung der niederländischen Partnerstadt ist eine Ehre für den Vertreter der einstigen Kriegsfeind-Nation

Am Dienstag fährt Oberbürgermeister Tim Kurzbach erneut in die niederländische Partnerstadt Gouda. Im Gegensatz zum Stadtjubiläum vor drei Wochen hat dieser Besuch einen ernsten Anlass: Kurzbach wird am Nationalen Totengedenktag (4. Mai) sowie am Tag der Befreiung von der deutschen Besatzung teilnehmen, den die Niederländer traditionell am 5. Mai mit einem  „Freiheitsmahl“ feiern. An den entsprechenden „Dialog-Tischen“ im Kulturzentrum „Chocoladefabriek“ werden am Donnerstag neben Kurzbach mit Daniela Tobias vom Max-Leven-Zentrum sowie Susanne Vieten und Birte Fritsch vom Zentrum für verfolgte Künste noch drei weitere Gäste aus der Klingenstadt sitzen.

Kurzbachs Programm beginnt am Mittwoch, 4. Mai, mit der Begrüßung durch seinen Amtskollegen Pieter Verhoeve und der gemeinsamen Kranzniederlegung auf dem Alten Katholischen Friedhof. Die abendliche Gedenkfeier in der Sint-Jans-Kerk steht unter dem Thema „Freiheit in Verbundenheit“, bevor es mit einem Schweigemarsch zur öffentlichen Kranzniederlegung auf den Marktplatz geht, um der Opfer des Zweiten Weltkrieges und der aktuellen Kriege zu gedenken. Am Donnerstag, 5. Mai, geht es im neu konzipierten Widerstandsmuseum „Libertum“ in den Räumen der alten Schokoladenfabrik um  „Erinnerungskultur“ und „Freiheit“ – Themen, die die Solingerinnen sowie zwei Stiftungs-Vertreter aus Gouda im Gespräch mit Kurzbach und Verhoeve in persönlichen Statements reflektieren wollen. An den Dialog-Tischen wird beim anschließenden Freiheitsmahl mit rund 50 Jugendlichen und weiteren Gästen über den künftigen Austausch zwischen Gouda und Solingen unter Berücksichtigung der UN-Agenda 2030 und nachhaltiger Beziehungen diskutiert, bevor die beiden (Ober-)Bürgermeister ein persönliches Fazit für die künftige Zusammenarbeit ziehen möchten.

Wolf: „Respekt für die professionelle Arbeit in meinen Praktikumsbetrieben“

Zwei Betriebspraktika machte der Landtagsabgeordnete Sven Wolf Ende April: bei der Lebenshilfe im Café Achtsam durfte er Torten mit herstellen und im Pizzastudio von Andrea Sacco Pizzen belegen und servieren. Wertvolle Erfahrungen für den Abgeordneten.

„Auf Augenhöhe mit den Beschäftigten lernt man am meisten über Betriebe, über Arbeitsabläufe und über ein gutes Miteinander im Team“, betont der Abgeordnete.

„Deshalb sind mir die Praktika in Betrieben in meinem Wahlkreis so wichtig.“

Ein besonderen Einblick gewährte dem Abgeordneten die Lebenshilfe – in der Backstube und im Café Achtsam.

„Auf Augenhöhe mit den Beschäftigten lernt man am meisten über Betriebe, über Arbeitsabläufe und über ein gutes Miteinander im Team.“

Sven Wolf, NRW-Landtagsabgeordneter (SPD)

„Am Mittwoch begann mein Tag bereits früher als sonst, denn die leckeren Kuchen und das Kaffeegebäck mussten vorbereitet werden. In der Küche durfte ich mit anpacken. Wer mich kennt, weiß: Das ist für mich nichts neues. Aber mit echten Profis zu backen ist noch einmal was anderes. Meine Schicht im Café Achtsam begann dann am Vormittag am Alter Markt in Lennep. Eine super freundliches und engagiertes Team im Kaffeewerk versorgt die vielen Kundinnen und Kunden bereits seit September mit Kaffee, Tee, Kuchen oder herzhaften Quiche. Das Team sah mir auch meine Anfängerfehler nach und nahm mich sehr herzlich auf.“

Auch bei Sacco durfte der Abgeordnete nicht nur dem Chef über die Schulter schauen, sondern selbst Hand anlegen.

Nach dem Backen auch Schneiden: Sven Wolf beim Praktikum in der Pizzeria Sacco. Foto: Thomas E. Wunsch
Nach dem Backen auch Schneiden: Sven Wolf beim Praktikum in der Pizzeria Sacco. Foto: Thomas E. Wunsch

„Das Schwierigste ist der Pizzateig. Hier kommen nur traditionelle Zutaten in den Teig, aber das Familiengeheimnis wurde auch mir nicht verraten. Soviel darf ich aber verraten: Tradition und Passion werden hier groß geschrieben“, erzählt Wolf. „Ein toller Arbeitstag in einem Super-Team in wunderbar familiärer Atmosphäre.“ „Die typische Arbeitsbelastung in einem Beruf im laufenden Betrieb einmal selbst zu erleben, ist wichtig. Dann entwickelt man deinen gesunden Respekt für die Schwere einer Arbeit, für die erforderliche Schnelligkeit und Umsicht und die spezifischen Fähigkeiten, die Mitarbeitende über Jahre entwickelt haben. Ich habe tolle Kolleginnen und Kollegen erlebt und eine Arbeitsatmosphäre, wo man sich gegenseitig unterstützt und mit Humor über schwierige Phasen gut hinwegkommt“, so Wolf.

Kirchenkonzert: Barockmusik im Tannenhof

Das „Ensemble Amabile“ spielt am 8. Mai ab 16 Uhr das Konzert „Blockflötenmusik des Barock“ in der Kirche der Evangelischen Stiftung Tannenhof. Der Eintritt ist frei, eine Kollekte ist erbeten.

Nach zwei Jahren Coronapause findet wieder ein Konzert in der Kirche vom Tannenhof statt. Das „Ensemble Amabile“ bilden Martin Storbeck (Blockflöten), Ulrich Merkens (Kontrabass) und Angelika Kozonowski-Werler (Spinett). Pfarrerin Barbara Schröder-Möring trägt Texte vor, die die einzelnen Stücke verbinden.

Konzert: Piano & Voice in der Kirche

Am Sonntag, 1. Mai, findet um 17 Uhr in der Evangelischen Kirche Lüttringhausen das Konzert „Piano&Voice“ statt.

Christos Kalavitis (Klavier) und Celine Kammin (Gesang) führen durch ein Programm mit Werken von Chopin, Schubert, Scarlatti, Nicolas Economou, Szymanowski, Händel, Messiaen, Reinhold Heil, Tom Tykwer und Johnny Klimek.

Eintritt frei, der Spendenerlös soll der Ukraine Hilfe Diakonie-Remscheid zu Gute kommen.

Für eine Stunde guter Musik

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Ein 17-stündiger Trip nach Hamburg – und zurück.

Ich kann mir gut vorstellen, dass diejenigen, die jetzt diese Zeilen lesen, denken: Ja mei, selbst Schuld. Wer macht schon eine siebzehnstündige Reise für nur eine einzige Stunde mit guter Musik? Die Antwort ist leicht: Ich. Jörg und ich. Vielleicht erinnern sich einige der Lesenden daran, dass wir vor ziemlich genau zweieinhalb Jahren so etwas Ähnliches durchgeführt hatten: Ab in die Hamburger Elbphilharmonie wegen eines hierzulande noch wenig bekannten italienischen Jazz-Pianisten namens Kekko Fornarelli. Solche Reisen sind für uns ein Fest, starteten sie doch am Ende der 90er Jahre mit einer Fahrt zu einem Pat Metheny Konzert – nach Mailand. Wir sind es also gewohnt. Spannend ist allemal die Frage, ob uns das Alter eines Tages sagt: Genug, ihr Narren. Bleibt zu Hause oder fliegt. Solange mich meine Füße tragen, mag das Alter maulen so lange es will.

Wieder nach Hamburg

Diesmal also wieder nach Hamburg. Am Donnerstagmorgen lud mich Jörg in sein Auto ein. Um zehn Uhr Abfahrt zum Hauptbahnhof nach Dortmund. (Warum ausgerechnet Dortmund, mag man sich fragen. Berechtigt. Aber der letzte Zug – 22.46 Uhr ab Hamburg – fährt nach Dortmund über die Ruhrgebietsstrecke und nicht über die Bergische.) Wir wollen nicht zur Elbphilharmonie, aber zum unweit gelegenen Michel, der Kirche St. Michael, wie sie ordnungsgemäß heißt. Wir haben das weltbeste Gesangsoktett „Voces 8“ bereits diverse Male gesehen und gehört, auch in Remscheid, wo sie in der Lenneper Stadtkirche sangen, aber die große Klasse und die äußerst geschmackvolle Auswahl der Musik lässt uns auch reisen, um an einen solchen Ohrenschmaus zu kommen.

Gerade in Hamburg angekommen, braucht der Berichterstatter schon wieder Nikotin. Foto: Jörg Rosky
Gerade in Hamburg angekommen, braucht der Berichterstatter schon wieder Nikotin. Foto: Jörg Rosky

Die Hinfahrt erledigt sich wie im Flug. Um Viertel nach zwei sind wir am Hamburger Hauptbahnhof angekommen, haben die Masken abgelegt und den Weg zu einem riesigen Geschäft eingeschlagen, das den Namen eines Planeten führt und in Deutschland das immer noch beste (und preiswerteste) Angebot an altertümlichen CDs besitzt. Da kramen wir so 90 Minuten rum, und ich verlasse das Etablissement mit Rock und Klassik, alles dabei zwischen Grand Funk und Bach.

Im "Old Comercial Room". Gleich kommt das Riesenschnitzel. Foto: Jörg Rosky
Im „Old Comercial Room“. Gleich kommt das Riesenschnitzel. Foto: Jörg Rosky

Sodann ein mir verhasster Fußmarsch über die Mönckebergstraße hin zum Rathaus der Stadt, verhasst, weil eine eklige Muskelverkürzung mir das Wandern nicht leicht macht. Und ehe wir uns versehen – vielleicht waren es zweieinhalb Kilometer – sind wir am Michel. Direkt gegenüber gibt es ein alteingesessenes Restaurant namens „Old Comercial Room“. Das kennen wir aus früheren Reisen in die Hansestadt. Also nichts wie rein und den Hunger gestillt, Jörg mit Labskaus, ich mit einem Original Wiener Schnitzel, das auf der Platte eher die Ausmaße eines halbhohen Wiederkäuers hat. Aber wir fühlen uns gut nach Essen, Espresso und Entspannungszigarette.

Auf dem Weg zum Michel: Das Hamburger Rathaus. Foto: Jörg Rosky
Auf dem Weg zum Michel: Das Hamburger Rathaus. Foto: Jörg Rosky

Der Michel hat acht verschiedene Eingänge und ist im Inneren größer, als es von außen zu vermuten ist. Voces8 haben angekündigt, von allen Emporen der 132 Meter hohen Kirche, in der unter anderem auch Carl Philipp Emanuel Bach begraben liegt, zu singen. Was für das im Innenraum befindliche Publikum bedeutet, dass die drei Sängerinnen und fünf Sänger nicht immer zu sehen sein werden, was darüberhinaus das Fotografieren so gut wie unmöglich macht. Damit die Singenden die nächste Empore erreichen können (und zwar ohne Luftnot zu bekommen, denn Luft brauchen sie zur Ausübung ihrer Kunst), spielt der Kantor der Kirche einige Interludien.

Pünktlich um 19.30 Uhr geht es los. Das Oktett singt Hildegard von Bingen und andere Musik, die älter als 1000 Jahre ist. Und bei alter Musik wird das Programm bleiben, mit wenigen Ausnahmen: Peter Eldridge zum Beispiel, normalerweise ein amerikanischer Jazzmusiker, hat mit „Prayer“ einen hingebungsvollen Choral komponiert, der von abenteuerlichen Tonart-Sprüngen lebt und zugleich allerhöchst sensibel ist – ein Fest für jedes erstklassige Ensemble. Orlando di Lasso erklingt, sicher der berühmteste Komponist der Renaissence, dazu Monteverdi und der unnachahmliche Thomas Tallis. Die Sopranistin Andrea Haines, ansonsten die auffälligste Stimme bei Voces8, verfügt über die Fähigkeit, ihren strahlenden Sopran sozuhören zu „verstecken“, ihn im Gruppenklang aufgehen zu lassen, sich zu integrieren, nicht selbstverständlich für Musiker dieser Güteklasse. Eine Stunde vergeht schneller als im Fluge, eine Stunde, in der dreierlei aufgefallen ist: Ja, Voces8 sind das weltbeste Gesangsoktett. Ja, die Kirche St. Michael ist zu groß für einen solch filigranen Klang, weil: Ja, der Sound „verschwimmt“ im Innenraum der Kirche, die Laute „tz“ und „ss“ klingen nicht sauber, weil die Musiker annährend 50 Meter entfernt singen. Und dann ist Schluss. Mit Zugabe 65 Minuten. Aber in der Musik geht es um Qualität und nicht etwa um Quantität. Schön, dass sich Voces8 ausnehmend viel Zeit für ihr Publikum nehmen. Der musikalische Leiter des Ensembles, Barnaby Smith, steht am CD-Stand und schreibt Autogramme, Tenor und Bass stehen vor der Kirche und plaudern ungezwungen und frei von jeglichen Spleens mit ihren Fans. Nach einem Smalltalk mit Sopranistin Molly Noon („Thank you to listen to us.“ – „Thank you. It’s our pleasure to listen to you.“) machen Jörg und ich uns so langsam auf dem Weg Richtung Hauptbahnhof. Es bleibt reichlich Zeit – der Zug soll um 22.46 Uhr Hamburg in Richtung Süden verlassen. Auf halber Strecke streike ich, die Muskelverkürzung wird richtig ekelig. Also ab in die nächste U-Bahn, die uns in drei Minuten zum Ziel bringt. Also noch mehr Zeit. Der Zug kommt pünktlich, bleibt aber fünfzehn Minuten unverrichteter Dinge stehen, weil er auf Anschlussreisende wartet. Seufz. Aber um 23.02 Uhr geht’s los. Und als wir um kurz vor 2 Uhr wieder in Dortmund sind, hat der großartige ICE-Lenker die Verspätung auf 6 Minuten reduziert. Dann noch vierzig Minuten auf der Autobahn – und endlich zu Hause. Bevor ich schlafen gehe, bemerke ich deutlich, dass auch ich – welch Wunder – nicht jünger werde.

Wichtige Alben von VOCES8, mit Autogrammen versehen, LUX auf der Cover->Rückseite. Foto: Peter Klohs
Wichtige Alben von VOCES8, mit Autogrammen versehen, LUX auf der Cover->Rückseite. Foto: Peter Klohs

Anmerkung: Da wir im Laufe des Trips gemerkt haben, dass Jörgs Handy bessere Fotos machen kann als meines, hat er viele der abgedruckten Fotos gemacht. Allerdings habe ich zu spät darauf geachtet, dass auch er mal im Bild ist. Ich hoffe, er wird es mir verzeihen. Alle Fotos sind also entweder von Peter Klohs oder von Jörg Rosky.

Für Interessierte: Voces 8 sind ein Vokaloktett aus England in folgender Besetzung:

  • Barnaby Smith – Countertenor
  • Andrea Haines – Sopran
  • Molly Noon – Sopran
  • Katie Jeffries-Harris – Alt
  • Blake Morgan – Tenor
  • Euan Williamson – Tenor
  • Christopher Moore – Bariton
  • Jonathan Paicey – Bass

Das Ensemble hat ein weitgefächertes Repertoire zwischen tausend Jahre alter Musik und Jazz und zeitgenössischen Komponisten. Ihre CDs erscheinen zum größten Teil bei Decca Classics. Legendär ist eine sinnerweiternde Version des Oktetts von „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ auf der CD „Winter“.

Kulturkreis.jetzt: Danke, Ulla Wilberg!

Die Tötterrunde mit den demokratischen Kandidaten der NRW-Landtagswahl 2022 war die letzte Kulturkreis-Veranstaltung unter Leitung von Ulla Wilberg, die die Leitung vom Kulturkreis.jetzt wie angekündigt niedergelegt hat. Sie hat die Leitung des Kulturkreises im Oktober 2019 nach dem überraschenden Tod von Volker Beckmann spontan übernommen.

„Ich wollte die unvollendeten Pläne von Volker Beckmann zu Ende führen und seine Dinge in Ordnung bringen, die er nicht zu Ende führen konnte“, sagt Ulla Wilberg, und genau das ist ihr auch mit Bravour gelungen. Während der Pandemie waren es vor allem Veranstaltungen vom Kulturkreis.jetzt, die den Heimatbund nicht in Vergessenheit gerieten ließen.

Kleiner Kreis mit großer Präsenz

Mit einem kleinen Kreis aktiver Mitlieder hat der Kulturkreis.jetzt in den vergangenen zweieinhalb Jahren Erstaunliches auf die Beine gestellt. „Ich danke Judith und Udo Bintakies, Ulrich Hochfeld, Michael Itschert, Ulrike Donner, Thorsten Greuling, Christiane Lamb, Christian Wüster und Sascha für ihr Engagement und ihre Zuverlässigkeit“, bedankt sich Ulla Wilberg. „Ohne Judith und Udo Bintakies wäre gar nichts gelaufen. Sie haben für den reibungslosen Ablauf unserer Veranstaltungen gesorgt, Getränke geschleppt und Stühle gerückt. Während des ersten Lockdowns haben wir gemeinsam bi-linguale Lesungen gefilmt und gestreamt. Das war eine tolle Aktion mit viel positiver Resonanz“, hebt sie noch hervor.

Dank der Kooperation mit anderen Organisationen und dem weitgehenden Verzicht auf Gagen im eigenen Kreis, konnte sparsam gewirtschaftet werden. „Ulrich Hochfeld war stets mit einem Büchertisch präsent und immer da, wenn man ihn gebraucht hat. Bemerkenswert auch die Konzerte von Ulrike Donner. Ihre pandemiebedingten Online-Konzerte fanden viel Resonanz und wurden zum Teil an die Remscheider Altenheime weitergeleitet. Präsenzkonzerte waren ebenso sehr erfolgreich. Ich möchte niemanden vergessen, also allen die immer da waren, herzlichen Dank. Vielen Dank an Christiane Karthaus und dem Vorstand vom Heimatbund Lüttringhausen für die Unterstützung und die Freiheiten, die wir hatten“, schwärmt Wilberg.

„Mein größter Wunsch wäre es, wenn der Heimatbund sich um den Bahnhof Lüttringhausen kümmern würde. Es könnte ein neues Zuhause werden. Als Mitglied im Rat der Stadt Remscheid bin ich gerne bereit zu vermitteln und Kontakte zu knüpfen. Die nächste Sitzung der Bezirksvertretung ist auf Mai verschoben worden. Bis dahin kann ein Interesse am Bahnhof bekundet werden.“

Ulla Wilberg

Ulla Wilberg wird sich nicht still zur Ruhe setzen. Als Mitglied des Remscheider Stadtrates wird sie in Remscheid weiterhin präsent sein und die zahlreichen damit verbundenen Verpflichtungen wahrnehmen. Auch dem Beirat des Heimatbundes bleibt Ulla Wilberg erhalten. Aber mehr Zeit für ihre Kinder und die vier Enkelkinder zu haben, wird ihr niemand missgönnen.

Danke, Ulla!

Ulla Wilberg. Foto: Sascha von Gerishem
Ulla Wilberg. Foto: Sascha von Gerishem

Im Anschluss an die letzte Runde Töttern wurde es leider versäumt, Ulla Wilberg öffentlich für ihr großartiges Engagement für den Kulturkreis.jetzt und den Heimatbund zu danken. Stellvertretend für den Kulturkreis möchte ich daher sagen: „Danke, Ulla! Es war eine unterhaltsame und aufregende kulturelle Reise, auf die Du uns mitgenommen hast, bunt und sehr facettenreich. Wir wissen nicht, wer die Lücke füllen wird, die Du hinterlässt. Wir wissen nur: Sie ist groß.“

Webseite: www.kulturkreis-jetzt.de
Facebook: www.facebook.com/kulturkreis.jetzt

Töttern: Die Landtagskandidaten in Lüttringhausen

Die Landtagswahl am 15. Mai wirft ihre Schatten voraus. Traditionsgemäß lädt der Kulturkreis.jetzt im Heimatbund Lüttringhausen vor einer Wahl die Kandidaten zu einer Gesprächsrunde ein, die gemeinhin unter der beliebten Rubrik „Töttern“ stattfindet. So auch diesmal.

Am Mittwochabend trafen sich fünf Politiker im CVJM-Heim an der Gertenbachstraße, um ihre Sicht der Dinge den Besuchern nahe zu bringen. Von der CDU war Jens Nettekoven dabei, Sven Wolf vertrat die Auffassungen der SPD, David Schichel vertrat die Grünen, Torben Clever kandidiert für die FDP und Peter Lange für die Linke. Thorsten Greuling moderierte die zweistündige Veranstaltung.

Corona in Pflege und Bildung

Töttern mit den Landtagskandidaten für Remscheid und Radevormwald, Moderation: Thorsten Greuling. Foto: Peter Klohs
Töttern mit den Landtagskandidaten für Remscheid und Radevormwald, Moderation: Thorsten Greuling. Foto: Peter Klohs

Wie bei vielen ähnlichen Formaten zeigten sich recht schnell die verschiedenen Politikansätze der Parteien – und deren Gemeinsamkeiten. Zum Thema „Sind wir gut durch die Coronakrise gekommen?“ fragte Sven Wolf nach dem Grund, warum die Landesregierung kleinere Krankenhäuser in Frage stelle. Was Torben Clever entschieden konterte. „Ich halte diese Diskussion für falsch“, sagte er. „Ein Krankenhaus ist nicht schlechter, wenn es privat geführt wird.“ Jens Nettekoven war sich sicher, dass am Remscheider Sana-Klinikum „nicht gerüttelt wird. Und genauso wenig am Klinikum in Radevormwald.“

Peter Lange, David Schichel und Sven Wolf (v.l.) Foto: Peter Klohs
Peter Lange, David Schichel und Sven Wolf (v.l.) Foto: Peter Klohs

Alle Politiker äußerten im weiteren Verlauf des Gesprächs ihre Sorgen, wie sich die Lage der heimischen Industrie angesichts des Krieges in der Ukraine darstellt. Peter Lange äußerte ein ehrliches: „Die Menschen in diesen problematischen Zeiten zu beruhigen, ist schwierig.“ Einig waren sich die Politiker, dass man die ukrainischen Kinder in das deutsche Bildungssystem eingliedern müsse. Und als Sven Wolf die Meinung vertrat, dass viele Schulprobleme Kommunikationsprobleme der Landesregierung seien, wurde das Töttern auf einmal doch recht heftig. „Wenn das die Meinung der SPD ist“, widersprach Torben Clever von der FDP, „dann hat die Partei seit ihrer Abwahl vor fünf Jahren nichts gelernt.“

Alle waren sich einig, dass die Kinder die großen Verlierer der Pandemie sind. „Jetzt alles auf die Schulministerin Yvonne Gebauer zu schieben, ist sicher zu kurz gegriffen“, äußerte David Schichel und erntete Zustimmung. „Wir brauchen mehr Lehrer“, äußerte Sven Wolf. „Und mehr Lohn. A 13 für alle. Und das Projekt ‚Schule 2020‘ weiterzuführen, kann nicht falsch sein.“ Alles richtig, sagte Schichel. Trotzdem müsse die Kommunikation besser werden. Clever, der jetzt nicht mehr widersprach, wies auf den Grund für die zum Teil verspätete Kommunikation hin. „Die Ministerpräsidentenrunde tagt so spät.“ Ein Anflug von Humor ergab sich zu Thorsten Greulings Frage, wie denn das Bildungskonzept der Linken aussehe und aus dem Publikum ein „Steintafeln!“ deutlich zu hören war. Peter Lange lächelte milde und ging auf den Zwischenruf nicht ein.

Schulden der Stadt

Weitere Gesprächspunkte waren die mit 600 Millionen Euro extrem hohen Schulden der Stadt Remscheid („Der Bund muss sich an der Entschuldung der Kommunen beteiligen“ – Sven Wolf) und die innere Sicherheit, zu der Jens Nettekoven eine einfache Meinung hat: „Unser Innenminister ist Herbert Reul, und deshalb mache ich mir zu diesem Thema überhaupt keine Sorgen.“

David Schichel, Sven Wolf und Thorsten Greuling (v.l.). Foto: Peter Klohs
David Schichel, Sven Wolf und Thorsten Greuling (v.l.). Foto: Peter Klohs

Auch die Hochwasser-Katastrophe des vergangenen Jahres wurde angesprochen. „Wir wären heute sicher besser in der Früherkennung“, zeigte sich David Schichel überzeugt. Während Sven Wolf sicher war, dass der Katastrophenschutz in NRW völlig neu organisiert werden müsse, wollte der FDP-Vertreter das Ehrenamt stärken. „Wenn keiner mehr hilft, kann das Krisenmanagement nicht wirksam werden.“ In der das Gespräch abschließenden Fragerunde, wie sich das Land in den nächsten fünf Jahren darstelle, zeigten sich die fünf Politiker einig: Man müsse die Industrieregion Bergisches Land mit ihren vielen Mittelständlern erhalten und trotzdem gerne hier wohnen bleiben. Das zu bewerkstelligen und den Klimaschutz einzubeziehen, die Arbeitsplätze zu erhalten und die Stadtentwicklung nach Vorne bringen, sei eine anstrengende, aber eine lohnende Vision.

Abschied vom Kulturkreis

Ulla Wilberg hat die Leitung vom Kulturkreis.jetzt nach der Veranstaltung wie vorher angekündigt niedergelegt. Lesen Sie dazu: Danke, Ulla Wilberg!

Töttern: NRW wählt – Was kommt auf uns zu?

Der Kulturkreis.jetzt im Heimatbund Lüttringhausen lädt in Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk am 27. April 2022 ab 19 Uhr zum Töttern in den CVJM-Saal in Lüttringhausen.

Unter der Moderation von Thorsten Greuling wird mit den demokratischen Landtagskandidaten für den Wahlkreis Remscheid/Radevormwald diskutiert:

Durch Anklicken der Namen kommt man zu den Kandidaten-Profilen im WDR-Kandidat:innen-Check und kann sich so schon gezielt auf die Diskussion vorbereiten.

Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt haben beim Töttern die Möglichkeit mit den Landtagskandidaten zu diskutieren, wie sie die Zukunft gestalten wollen. Das Format Töttern bietet den direkten Kontakt, um Fragen zu stellen und die Kandidaten kennenzulernen.

Das Töttern zur NRW-Landtagswahl (15. Mai 2022) findet am Mittwoch, 27. April 2022 ab 19 Uhr im CVJM-Lüttringhausen in der Gertenbachstraße 38 statt. Bis zum Sitzplatz ist eine Maske zu tragen.

Ankündigungsplakat

Töttern mit den Landtagskandidaten Torben Clever, Peter Lange, Jens-Peter Nettekoven, David Schichel und Sven Wolf.
Töttern mit den Landtagskandidaten Torben Clever, Peter Lange, Jens-Peter Nettekoven, David Schichel und Sven Wolf.

750 Jahre Gouda: OB Kurzbach trifft den König

Königliche Audienz am Rande des Stadtgeburtstages: OB Kurzbach traf beim Festakt „750 Jahre Gouda“ den niederländischen Monarchen.

„Alles hat gepasst. Das Wetter. Das Programm. Die Begeisterung der Menschen.“ Sehr beeindruckt von der perfekten Organisation in Gouda und dem eindrucksvollen Auftritt des niederländischen Königs Willem-Alexander zeigte sich Oberbürgermeister Tim Kurzbach, der mit seiner Frau Ursula Linda Kurzbach an den zweitägigen Feierlichkeiten teilgenommen hatte. Gefeiert wurde am Dienstag die Verleihung der Stadtrechte an Gouda im Jahr 1272. Das Programm sah neben dem Festakt und der Ausstellungseröffnung „Erlebe das Wunder von Gouda“ auch die Teilnahme am Bürgerfest auf dem Markplatz, einen Einblick in das neu konzipierte Widerstandsmuseum „Center for Peace anHald Freedom“ und den Austausch mit Kurzbachs Amtskollegen Pieter Verhoeve und weiteren städtischen Vertreter:innen vor.

OB Tim Kurzbach tauscht sich in Gouda mit König Willem-Alexander über das deutsch-niederländische Verhältnis aus. (© Stadt Gouda / Bettina Verbeek
OB Tim Kurzbach tauscht sich in Gouda mit König Willem-Alexander über das deutsch-niederländische Verhältnis aus. (© Stadt Gouda / Bettina Verbeek

Am Rande der Festlichkeiten traf der Solinger Oberbürgermeister den König kurz persönlich: „Wir haben ein paar Worte über das gute deutsch-niederländische Verhältnis, die tiefe Verbundenheit der Städte Gouda und Solingen und die Schönheiten der Klingenstadt gewechselt“, so Kurzbach.

Gutes deutsch-niederländisches Verhältnis

Zu den Aktionen unter dem Motto „Reiche Gouda weiter“ hatten auch die Solinger Künstlerinnen Susanne Müller-Kölmel und Sabine Smith von Solinger Künstler e.V. einen Beitrag geleistet. Er bestand darin, die überlebensgroße Skulptur einer Käsebäuerin mit einem großen runden Käse im Arm künstlerisch mit Farben, Pinsel, Spraydosen und Schablonen zu gestalten. Auf der Solinger Käsebäuerin ist die Wupper als blaues Band zu sehen, der Schriftzug „Solingen“ sowie verschiedene Wahrzeichen der Stadt, wie die Solinger Lieferfrau als Pendant zur niederländischen Käsebäuerin. Die Skulptur erstrahlt in Silber, Blau und Gold. Die verschiedenen Figuren standen jetzt auf dem Markt zusammen und werden später in der ganzen Stadt verteilt.

Der Marktplatz in Gouda mit Skulpturen. © Hans Tibben
Der Marktplatz in Gouda mit Skulpturen. © Hans Tibben

Zu Gouda besteht seit Beginn der Städtefreundschaft im Jahr 1957 „eine besonders herzliche Verbindung“, betonte Tim Kurzbach. Regelmäßig finden zahlreiche Begegnungen auf der Ebene des Vereinslebens statt: im Sport, bei den Jugendfeuerwehren, Orchestern, Künstler-Vereinigungen und Musikschulen. Auch Bürgerreisen werden regelmäßig durchgeführt: Zahlreiche Solingerinnen und Solinger reisen im Dezember zum Kerzenfest, wenn in einer feierlichen Zeremonie der große Christbaum aus Goudas norwegischer Partnerstadt Kongsberg auf dem Marktplatz erleuchtet wird und durch die Fenster der Altstadt Hunderte von Kerzen strahlen. Zudem profitieren die beiden Stadtverwaltungen von einer intensiven Zusammenarbeit zu Themen wie Wirtschaft, Integration, Flucht, Sicherheit oder das „eGovernment“, die digitale Verwaltung.

Ursula Linda und Tim Kurzbach mit den Solinger Künstlerinnen Susanne Müller-Kölmel und Sabine Smith mit den gestalteten Skulpturen. © Stadt Gouda / Astrid den Haan
Ursula Linda und Tim Kurzbach mit den Solinger Künstlerinnen Susanne Müller-Kölmel und Sabine Smith mit den gestalteten Skulpturen. © Stadt Gouda / Astrid den Haan

Das Stadtjubiläum wird in den kommenden Wochen und Monaten mit vielen Aktionen und Veranstaltungen bis zum finalen Fest-Wochenende Mitte September gefeiert. Weitere Infos gibt es auf www.gouda750.nl

RS Love: Ostereiersuche der Jusos im Stadtpark

Bereits zum siebten Mal laden die Remscheider Jusos am Ostersonntag, 17. April 2022 von 11 bis 13 Uhr zur Ostereiersuche in den Stadtpark am Schützenplatz ein.

Die zur Tradition gewordene Osterveranstaltung musste in den vergangenen zwei Jahren leider eine Corona-Pause einlegen, geht dafür aber in diesem Jahr wieder wie gewohnt an den Start. Die Jusos erhoffen sich eine ähnlich euphorische Stimmung wie in den letzten Jahren bei bestem Wetter. Die Ostereiersuche findet auf der Fläche des Staudengartens unterhalb des großen Spielplatzes unterhalb des Schützenhauses statt. Teilnehmen kann man bis zum 12. Lebensjahr.

Zu Gunsten von Remscheid.LOVE

Während die Kleinen sich am Sonntag dann auf die Suche nach Plastikostereiern begeben, die am Stand gegen Schokoladenhasen eingetauscht werden, können sich die Erwachsenen gegen eine kleine Spende bei einem Stück Kuchen oder einer leckeren Waffel und einer Tasse Kaffee die Zeit vertreiben.

Die Spenden gehen zu 100% an Organisationen, die sich aktuell vor Ort in Remscheid um geflüchtete Menschen kümmern. Damit möchten die Jusos ein weiteres Mal den Aufruf des Nachbarschaftsnetzwerkes „Remscheid.LOVE“ unterstützen. Das Netzwerk hatte dazu aufgerufen, unter dem Motto „Remscheid hält zusammen“ Spendenveranstaltungen durchzuführen und das Geld für Flüchtlingsarbeit vor Ort zu spenden.

„Ich freue mich, dass wir auch als neuer Juso-Vorstand nach zwei Jahren coronabedingter Pause diese Tradition fortführen. Der Spaß der Kleinen steht immer im Vordergrund, trotzdem freut es mich, dass wir das auch hier mit RS-Love verknüpfen und einfach was Gutes tun“, so der Juso-Vorsitzende Daniel Pilz. Die Jusos freuen sich auf viele neugierige Kinder und einen schönen Ostersonntag-Vormittag im Stadtpark.

Sharepic der Remscheider Jusos zur Ostereiersuche 2022 im Stadtpark.
Sharepic der Remscheider Jusos zur Ostereiersuche 2022 im Stadtpark.

WDR: Kandidat:innen-Check zur NRW-Landtagswahl ist online

Informativ, persönlich, nah dran: Gut vier Wochen vor der NRW-Landtagswahl hat der WDR seinen Kandidat:innen-Check 2022 veröffentlicht – mit Videos von mehr als 850 Politiker:innen, die sich um ein Landtagsmandat bewerben.

Wer kandidiert in meinem Wahlkreis? Was ist den Politikerinnen und Politikern wichtig? Wofür stehen sie? Mit dem Kandidat:innen-Check zur NRW-Landtagswahl können sich Wählerinnen und Wähler ab sofort ein Bild von den Menschen machen, die sie im Düsseldorfer Landtag vertreten wollen. Mehr als 850 Politikerinnen und Politiker präsentieren sich in kurzen Videos auf der digitalen Plattform – darunter Prominente genauso wie Kandidierende kleinerer Parteien.

Remscheid I – Oberbergischer Kreis III

Solingen I

„Der Kandidat:innen-Check bietet den Menschen eine sehr direkte Möglichkeit, sich zur Wahl zu informieren und die Positionen der Kandidatinnen und Kandidaten ihres Wahlkreises besser kennenzulernen.“

Gabi Ludwig, Chefredakteurin WDR-Landesprogramme

Wuppertal III – Solingen II

Wuppertal I

Wuppertal II

Allen Teilnehmenden aus den 128 Wahlkreisen lagen die gleichen Fragen vor. Ihre maximal 30-sekündigen Antwortvideos haben sie selbst produziert – oft mit dem Smartphone und an persönlichen Lieblingsorten. Inhaltlich ging es bei den Fragen um die Themen Bildung, Verkehr, Klima und die Herausforderungen im eigenen Wahlkreis. Außerdem haben die Kandidierenden drei weitere Fragen schriftlich beantwortet: zu ihrer Vision für Nordrhein-Westfalen, zu einer möglichen Absenkung des Wahlalters bei Landtagswahlen und zu ihrer Idee vom perfekten Tag.

„Der Kandidat:innen-Check bietet den Menschen eine sehr direkte Möglichkeit, sich zur Wahl zu informieren und die Positionen der Kandidatinnen und Kandidaten ihres Wahlkreises besser kennenzulernen“, sagt Gabi Ludwig, Chefredakteurin der WDR-Landesprogramme. „Und um mit dem Angebot auch die jungen Wählerinnen und Wähler noch besser zu erreichen, haben wir den Kandidat:innen-Check in diesem Jahr für die mobile Nutzung weiter optimiert.“

Der Kandidat:innen-Check 2022 ist bereits die fünfte Ausgabe des Online-Tools. Zuvor gab es das digitale Angebot bei der NRW-Landtagswahl 2017, bei der Bundestagswahl 2017, den NRW-Kommunalwahlen im Jahr 2020 und der Bundestagswahl 2021. Insgesamt haben weit mehr als eine Million Wählerinnen und Wähler die bisherigen vier Ausgaben des WDR-Kandidat:innen-Checks genutzt.

Weil eine große Mehrheit das Online-Tool inzwischen auf mobilen Endgeräten nutzt, wurde die Ausspielung dafür in diesem Jahr weiter verbessert: Die Videos sind kürzer, und die Ausspielung für Smartphones wurde optimiert.

Hier geht es zum Kandidat:innen-Check beim WDR.

Quelle: wdr.de